Der Personalmangel bei Pflegeberufen hat die Schweiz fest im Griff. Der Pflegefachverband fordert umgehendes Handeln.
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Weltweit haben Spitäler mit Pflegekräftemangel zu kämpfen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die 5. Coronawelle sowie ein Personalmangel sorgen für überfüllte Spitäler.
  • Bald könnten Ärzte entscheiden müssen, wer behandelt wird und wer nicht.
  • Der Pflegefachverband fordert sofortiges Handeln sowie eine 1000 Franken Prämie.

Der Pflegefachverband schlägt Alarm: Bevölkerung und Politik müssten sofort handeln, um die fünfte Welle zu brechen. Ansonsten müssten Ärztinnen und Ärzte Triage-Entscheidungen treffen, und Kranke und Verunfallte könnten nicht mehr sofort betreut werden, weil das Fachpersonal fehle.

Die Spitäler seien zunehmend mit Corona-Patienten überlastet, schreibt der Schweizer Berufsverband der Pflegefachpersonen (SBK) in einer Mitteilung vom Donnerstag.

Corona-Intensivstation
Blick in eine Intensivstation. - dpa

Weil viele spezialisierte Fachkräfte den Beruf verlassen oder ihr Pensum reduziert hätten oder selber erkrankt seien, fehle auf den Notfall- und Intensivstationen das Personal.

Gesundheitsversorgung schon jetzt gefährdet

Auf den Intensivstationen in der Deutschschweiz sei die Gesundheitsversorgung bereits gefährdet, und auch in der Westschweiz verdüstere sich die Lage. Sollte es so weit kommen, dass die Ärztinnen und Ärzte triagieren müssten, bedeute diese, dass gewisse Patienten keinen Intensivplatz mehr erhielten und möglicherweise stürben.

Deswegen müsse nun sofort gehandelt werden. Der SBK fordert unter anderem, dass die Bevölkerung persönliche Treffen auf ein Minimum reduziert, die Hygieneregeln einhält und dass Gratistests wieder kostenlos werden. Die Drittimpfung für alle müsse beschleunigt werden und für die Schulen müssten wirksame Schutzkonzepte erarbeitet werden.

Coronavirus Spital
Virologe Andreas Cerny glaubt, dass in der dritten Welle viele Todesfälle hätten verhindert werden können. - dpa

Ausserdem müsse das Pflegepersonal geschützt werden. Dazu gehöre die Einhaltung von Ruhezeiten, der Schutz von Risikogruppen und das Verbot, Pflegende vorzeitig aus der Quarantäne zu holen. Zwangsrekrutierungen oder Zwang zur Pensenerhöhung dürfe es nicht mehr geben.

Stattdessen sollten die rund 10'000 Personen, die aus dem Beruf ausgestiegen sind, mit angemessenen finanziellen Angeboten zu einer Rückkehr motiviert werden. Und das bestehende Pflegepersonal müsse mit einer Sofortzulage von 1000 Franken pro Monat eine finanzielle Anerkennung erhalten.

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