Pariser Kriminelle locken Schweizerinnen in Prostitution

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Frankreich,

Ein kriminelles Netzwerk lockt Frauen aus der Romandie nach Paris und verwöhnt sie. Doch der Schein trügt: Schliesslich landen die Opfer in der Prostitution.

Prostitution Menschenhandel
Mit Inseraten wird bei Osteuropäerinnen um Sexarbeit geworben. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Masche trieb bereits mehrere Frauen aus der Schweiz nach Paris in die Prostitution.
  • Kriminelle laden die Opfer zu Partys ein – und setzen sie dann unter Druck.
  • Die Dunkelziffer dürfte hoch sein, denn kaum jemand spricht über das Problem.

Aus einer Einladung für eine scheinbar harmlose Party in Frankreich wird ein Ticket in die Prostitution. Neue Enthüllungen zeigen: Mehrere Frauen aus der Westschweiz landen in den Fängen von Pariser Kriminellen. Oft sind junge Frauen betroffen, die von zu Hause weggelaufen sind und zuvor bereits Traumata erlitten haben.

Die Masche ist simpel, wie die Recherche von «Le Matin Dimanche» aufzeigt: Unter dem Vorwand einer Party werden sie in Frankreichs Hauptstadt gelockt.

«Sie werden wie Prinzessinnen behandelt»

Dort werden sie zunächst verwöhnt, heisst es. Die Kriminellen schenken ihnen Komplimente, Übernachtungen in Luxushotels und finanzieren ihnen das Feiern.

Frédéric Vuissoz, stellvertretender Generaldirektor der Waadtländer Jugenddirektion, fasst es so zusammen: «Sie werden zu Beginn wie Prinzessinnen behandelt.»

Doch dann geht es in die andere Richtung. Die jungen Frauen werden manipuliert und unter Druck gesetzt und so in die Prostitution gezwungen. Nach einigen Wochen kehren sie oft mit Hämatomen nach Hause zurück. Vuissoz führt aus: «Sie kommen schmutzig und abgemagert zurück und haben Drogen oder Alkohol konsumiert, um durchzuhalten.»

Wenig später, wenn sie vom Netzwerk wieder gerufen werden, kehren sie jedoch wieder nach Paris zurück.

Das Netzwerk soll ein rund 30-jähriger Mann anführen. Laut «Le Matin Dimanche» wird er «Tonton» genannt – er soll aus Guinea stammen. Sein Geld verdient er demnach im Geschäft mit der Prostitution.

Tiefe Fallzahlen – aber das täuscht

Die offiziellen Fallzahlen sind zwar auf den ersten Blick gering. Doch diese täuschen. Denn in diesem Bereich herrscht auch eine weit verbreitete Verschwiegenheit.

In der Waadt sind rund zehn solche Fälle bekannt. Das Wallis registrierte in den letzten beiden Jahren mindestens drei. In Genf heisst es, dass im Jahr 2023 kein solcher Fall behandelt wurde. Man kenne das Phänomen – viele mutmassliche Opfer würden aber schlicht nicht darüber sprechen.

Ist Ihnen das Problem der Zwangsprostitution bekannt?

Oftmals würden sich die Frauen selbst gar nicht als Opfer sehen, sagt Vuissoz. Stattdessen herrsche bei ihnen eher ein Gefühl der Freiheit. «Also reden sie nicht und reichen auch keine Klage ein», so das Fazit des Experten.

Rekrutiert werden die Frauen laut dem Bericht auf verschiedene Arten. Einerseits spielen die sozialen Medien eine wichtige Rolle. Andererseits passen die Kriminellen den Frauen auch direkt vor der Haustür oder dem Heim ab.

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