Paar verprügelt Pädo-Senior – müssen sie jahrelang in den Knast?
Ein Aargauer Paar verprügelt einen Pädophilen (87) auf brutale Art und Weise. Die Staatsanwaltschaft fordert vor dem Obergericht nun härtere Strafen.

Das Wichtigste in Kürze
- Zwei Personen dringen maskiert in ein Haus ein und verprügeln einen 87-jährigen Mann.
- Der Grund: Der Mann hatte sexuelle Übergriffe an Kindern begangen.
- Das Paar wird erstinstanzlich verurteilt. Die Staatsanwaltschaft fordert höhere Strafen.
Zwei maskierte Personen dringen 2021 in ein Haus in Beinwil am See AG ein. Sie greifen einen 87-jährigen Senior an, fesseln ihn mit Klebeband und verprügeln ihn auf brutalste Art und Weise.
Diese Tat führte vor dem Bezirksgericht Kulm zu einer Verurteilung. Ende Februar 2023 wurden die beiden Täter unter anderem wegen einfacher Körperverletzung, Diebstahl und Hausfriedensbruch schuldig gesprochen. Der Mann erhielt eine teilbedingte Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten, mit einem Jahr unbedingt.
Die Frau wurde zu einer bedingten Freiheitsstrafe von anderthalb Jahren verurteilt und muss eine ambulante Massnahme absolvieren. Ein Landesverweis wurde vom Gericht abgelehnt.
Staatsanwaltschaft fordert höhere Strafen
Die Staatsanwaltschaft legte Berufung gegen das Urteil ein und forderte höhere Strafen: sieben Jahre für den Mann und fast vier Jahre für die Frau. Zudem soll die Frau für zehn Jahre aus der Schweiz ausgewiesen werden.
Deshalb beschäftigt sich jetzt die nächste Instanz, das Obergericht, mit dem Fall. Darüber berichtet die «Aargauer Zeitung».
Die Frau erklärt vor dem Obergericht, wie es zur Tat kam: Sie hat eine Tochter und zwei Söhne. Ihr jüngerer Sohn bat sie um Hilfe, nachdem er Opfer eines sexuellen Übergriffs des Seniors wurde.
Der damals 87-jährige Senior wurde zu einer bedingten Freiheitsstrafe von zwei Jahren sowie einer ambulanten Behandlung verurteilt.
«Wir wollten ihm einen Denkzettel verpassen»
Die Frau sei entsetzt gewesen, als sie den Rentner später im Dorf sah. An die Prügel-Attacke selbst kann sie sich nicht mehr erinnern: «Ein Blackout», sagt sie vor Gericht.
Damals waren sie und der Prügel-Komplize ein Paar. Sie hätten an diesem Tag Kokain konsumiert, die Frau auch noch Beruhigungs- und Schmerzmittel.
Der Mann äussert sich nur kurz zur Tat: «Wir wollten ihm einen Denkzettel verpassen, ihm das Leben schwer machen ... Einfach dem Ar***loch zeigen, was Sache ist», zitiert ihn die Zeitung.
Verteidiger: Krisen führten zur Tat
Der Anwalt der Frau argumentiert gegen die Landesverweisung seiner Mandantin. Sie sei im Alter von 13 Jahren vor dem Krieg in Bosnien in die Schweiz geflohen.
Ein Sorgerechtsstreit um ihre Kinder sowie der Tod des Vaters ihres jüngsten Sohnes hätten zur Prügel-Attacke auf den Rentner geführt.
Die Staatsanwaltschaft betont die Brutalität der Tat, während die Verteidiger argumentieren, dass die Vorinstanz korrekt geurteilt habe. Das Obergericht wird das Urteil frühestens Anfang nächster Woche fällen.