Opfer von Tram-Attacke im Video: «Habe Pfefferspray gekauft»
Nach der Tram-Attacke spricht das Opfer Patrycja vor der Kamera. Sie fühlt sich momentan nicht sicher und geht nur mit Begleitung nach draussen.
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Das Wichtigste in Kürze
- In der Nacht auf Sonntag wurde Patrycja in einem Zürcher Tram attackiert.
- Die Polizei konnte wegen eines Kapazitätsengpasses nicht ausrücken.
- Jetzt spricht das Opfer der Tram-Attacke vor der Kamera.
- Sie fühle sich momentan nicht sicher und gehe nur mit Begleitung nach draussen, sagt sie.
Der Angriff auf eine junge Frau in einem Zürcher Tram schockiert. Nicht nur wegen der Tat, sondern auch, weil die Polizei nicht ausrückte.
Die Stadtpolizei Zürich erklärte später, man sei bereits wegen einer Demonstration, dem Knabenschiessen und Verkehrsunfällen gebunden gewesen. Der mutmassliche Täter, ein 28-jähriger Syrer, wurde inzwischen von der Polizei festgenommen.
Jetzt steht das Opfer der Tram-Attacke, Patrycja, nach dem Angriff bei Nau.ch vor die Kamera. Im Interview berichtet sie, wie es ihr nach der Tram-Attacke geht.
«Für den Moment brauche ich Begleitung»
Traut sie sich noch, alleine nach draussen zu gehen? Fühlt sie sich in Zürich noch sicher?
«Momentan weiss ich nicht, wie es weitergehen wird», erklärt Sound-Produzentin und DJane. Sie wolle weiterhin Musik spielen, das sei schliesslich ihr Leben. Aber wie es draussen sein wird, sei noch ein grosses Fragezeichen: «Für den Moment brauche ich Begleitung.»
Die Tram-Attacke löse weiterhin «Stress und ein unbequemes Gefühl» aus, erzählt sie.
Hat Patrycja durch die Tram-Attacke den Glauben an die Menschheit verloren?
«Es ist tatsächlich schwierig», sagt Patrycja. Früher sei sie auf Musik orientiert gewesen, sie habe weniger Kontakt mit der Aussenwelt gehabt.
Was ihr ein wenig Sicherheit gebe, sei ihre Community. Viele Frauen würden hinter ihr stehen.
Sie habe auch negative Reaktionen erhalten: «Mit Hass umgehen, ist schwierig», sagt sie. Das seien vielleicht Menschen, die selber Probleme hätten und wohl auch nicht helfen würden. «Ich muss meine Gedanken verarbeiten, es ist nicht einfach.»
«Ich habe mir einen Pfefferspray gekauft»
Sie würde alles nochmals gleich machen: Also die Tat zu posten, um damit andere zu schützen. Sie müsse sich aber auch etwas abschotten: «Ich versuche, so wenig wie möglich von den Kommentaren zu lesen», sagt Patrycja.
Was rät sie anderen Frauen? «Aufmerksamkeit.» Sie habe gelernt, dass es sein könne, dass offizielle Hilfe nicht immer komme. «Das war ein Schock für mich», sagt sie.
«Ich fühle mich momentan nicht sicher»
Die Attacke habe ihr aber auch gezeigt, dass es Menschen gebe, die helfen würden. Jetzt steht das nächste Wochenende vor der Tür. Und sie zieht aus der Tram-Attacke Konsequenzen: «Ich habe mir einen Pfefferspray gekauft.»
Sie müsse Taktiken lernen, wie sie sich selber schützen könne. Auch Begleitung würde sie empfehlen. Denn: Sie sei immer noch im «Alarm-Modus», da die Tram-Attacke noch frisch ist. «Ich fühle mich momentan nicht sicher.»
Die Polizei habe sich mittlerweile für die Vorkommnisse bei ihr entschuldigt. «Als sie da waren», seien sie alle sehr nett und verständnisvoll gewesen. Das Problem: «Ich wollte keine Entschuldigung, sondern Hilfe», betont Patrycja. Sie schätze aber, dass der Täter gefunden wurde.
Ihre Hoffnung sei, dass sich nun etwas ändert. Sie mache aber niemanden Vorwürfe, sie verstehe die Situation. Ihr Fazit: «Ich habe gelernt, dass ich mich auch alleine schützen muss.»