Die Kreditvergabe über Online-Plattformen wächst rasant. Vor allem öffentlich-rechtliche Körperschaften wie Gemeinden nutzen immer öfter solche Kreditplattformen für ihre Finanzierung. Den Banken erwächst damit zunehmend Konkurrenz, wie eine Studie der Hochschule Luzern (HSLU) zeigt.
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Im Jahr 2021 wurden über Online-Plattformen Kredite in Höhe von 18,5 Milliarden Franken vergeben, heisst es in dem am Donnerstag veröffentlichten «Marketplace Lending Report» des Instituts für Finanzdienstleistungen (IFZ) der HSLU.

In den letzten vier Jahren hat sich das Volumen dabei mehr als verdreifacht: 2017 lag es noch bei 5,4 Milliarden. Im Vergleich zu den Ende 2021 insgesamt ausstehenden Bankkrediten von 1302 Milliarden bleibt der Anteil allerdings noch recht gering.

Im Gegensatz zu Banken nehmen solche Kredit-Plattformen selbst keine Einlagen entgegen. Sie vermitteln vielmehr direkt zwischen Geldsuchenden und Geldgebenden. Bei den Investoren, die den Geldsuchenden ein Kredit-Angebot abgeben können, kann es sich sowohl um Privatpersonen als auch um professionelle Investoren handeln, wie etwa Versicherungen, Fonds, Pensionskassen, Banken oder Family Offices.

Die grösste Bedeutung haben die Plattformen in der Schweiz bei der Kreditvergabe an öffentlich-rechtliche Körperschaften: Rund 10 bis 20 Prozent des Neukredit-Volumens werden bereits über Online-Plattformen abgewickelt. Das Wachstum der Plattformen in diesem Segment ist hoch - durchschnittlich legten sie jedes Jahr 48 Prozent zu.

Deutlich kleiner ist der Marktanteil dagegen noch bei der Vergabe von Hypotheken: Im vergangenen Jahr wurden gerade rund 3,5 Prozent der Neuabschlüsse und Verlängerungen von Hypotheken über Plattformen vergeben. Im Schnitt konnten die betreffenden Online-Plattformen jährlich aber um rund 16 Prozent zulegen.

Bei den Krediten für mittelgrosse und grosse Unternehmen wurden etwa 2 Prozent der Vergaben über Plattformen abgewickelt, dabei ist der Markt aber jährlich um 80 Prozent gewachsen. Einen geringen Anteil an der gesamten Kreditvergabe (0,5 Prozent) haben auch die sogenanntem Crowdlending-Kredite, über die Privatpersonen oder KMU Konsum- oder Firmenkredite aufnehmen können.

Abzuwarten bleibt nun, wie sich die Veränderungen in der Zinslandschaft auf die «Marketplace Lending Plattformen» auswirken werden. Bei der Lancierung der ersten Plattformen befanden sich die Zinsen noch auf einem historischen Tiefstand, hält die Studie fest. Die jüngst gestiegenen Zinsen dürften laut der Studie sowohl die Preisgestaltung von Krediten wie auch die Renditeerwartungen der Anlegerinnen und Anleger beeinflussen.

Zumindest in gewissen Kreditsegmenten hätten sich Plattformen schon beachtliche Marktanteile sichern können, so das Fazit der Studienautoren. Auch ein Blick ins Ausland zeige, dass «Marketplace Lending» keine vorübergehende Trenderscheinung sei.

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