Zum Abschluss des Dürrenmatt-Jubiläums präsentiert das Centre Dürrenmatt in Neuenburg (CDN) eine Inszenierung von Friedrich Dürrenmatts berühmter Rede «Die Schweiz, ein Gefängnis». Vom 19. bis 21. November wird Omar Porras seine Version der Rede im Büro des Autors aufführen.
Omar Porras
Omar Porras. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Porras wurde in Kolumbien geboren und gründete 1990 das Teatro Malandro in Genf.

Er ist Theaterregisseur, Träger des Schweizer Grand Prix Theater sowie Träger des Hans-Reinhard-Rings 2014. Dürrenmatt sei für ihn «ein Komplize», wie er in einem Video sagte. «Wenn ich an absurde Situationen in der Welt denke, frage ich mich, was Dürrenmatt heute sagen würde?»

Von sich reden machte Porras unter anderem in den frühen 1990er Jahren mit seiner Inszenierung von «Der Besuch der alten Dame». «Die Schweiz, ein Gefängnis» nun ist eine Produktion des Théâtre Kléber-Méleau im waadtländischen Renens-Malley VD.

Friedrich Dürrenmatt hatte am 22. November 1990 seine Rede «Die Schweiz, ein Gefängnis» gehalten. Sie war die Laudatio für den damaligen tschechoslowakischen Ministerpräsidenten Václav Havel, der an diesem Tag mit dem «Gottlieb Duttweiler Preis» ausgezeichnet worden war.

Mit dem Preis war Havel für seine Verdienste als Schriftsteller und einstiger Dissident in der sowjetisch kontrollierten Tschechoslowakei geehrt worden. Nach der sogenannten Samtenen Revolution 1989 war das Land unabhängig und demokratisch geworden; Havel wurde dessen erster Präsident.

Dürrenmatt seinerseits lobte in «Die Schweiz, ein Gefängnis» Havels Mut und dessen Freiheitskampf. Und: Vor dem hochkarätigen Publikum, anwesend waren auch Bundesräte, verglich er die Schweiz mit einem Gefängnis, dessen Bewohner zugleich Wärter und Gefangene seien.

Der Autor stellte die Schweizerinnen und Schweizer als Kleinbürger dar, die dafür sorgten, dass alles so bliebe wie es war. Im Hinblick auf die bevorstehende 700-Jahr-Feier kritisierte Dürrenmatt, das Land wisse nicht, ob es das Gefängnis oder die Freiheit feiern solle. Deshalb «feiern wir mal wieder die Unabhängigkeit», so Dürrenmatt in Anspielung auf die nicht aufgearbeitete Rolle der Schweiz im zweiten Weltkrieg. Die Rede war Dürrenmatts letzter öffentlicher Auftritt.

Am Mittwoch (17. November) findet der Salon Dürrenmatt «Resonanz und Engagement» statt. Im Mittelpunkt der Diskussion steht eben jene berühmte wie umstrittene «Gefängnisrede»; diskutiert wird Dürrenmatts bürgerliches Engagement. An der Debatte nehmen Dürrenmatts Sohn Pierre Dürrenmatt, der Regisseur Porras, die tschechische Botschafterin in der Schweiz Katerina Fialkova und der Schweizer Botschafter in der Tschechischen Republik Philippe Guex teil.

Beide Veranstaltungen sind Teil der Schlussfeier der Ausstellung «Friedrich Dürrenmatt und die Welt - Resonanz und Engagement», die noch bis zum 21. November zu sehen ist.

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