Neues Anflugsystem für Flugzeuge sorgt für mehr Ruhe

Keystone-SDA
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Zürich,

Im vergangenen Jahr testeten Forscher ein neues Assistenzsystem für Piloten. Nebst einer Lärmreduktion führte das System zu einer Treibstoff-Einsparung.

Landung
Ein Swiss-Flieger landet am Flughafen Zürich. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im letzten Jahr testeten Forscher ein neues Assistenzsystem für Piloten.
  • Das System sorgt für eine Lärmreduktion beim Anflug.
  • Zudem führte es zu einer deutlichen Treibstoff-Einsparung.

Mit einem Testflugzeug haben Forschende im vergangenen Jahr in Zürich ein neuartiges Assistenzsystem für Pilotinnen und Piloten getestet. Nun sind die Ergebnisse da. Mit diesem System werden Anflüge tatsächlich viel leiser. Ausserdem könnte viel Treibstoff gespart werden.

Der A320 zog im vergangenen Jahr unübliche Bahnen: Er flog jeweils auf den Flughafen Zürich an, brach den Anflug in einer Höhe von 300 Metern ab. Stieg dann wieder an und dreht eine Schlaufe worauf er ein weiteres Mal zum Anflug ansetzte.

Nach neun oder zehn solcher Runden landete die Maschine schliesslich auf dem Militärflugplatz Dübendorf, dem Stützpunkt für die Forschungsreihe. Hier testeten Forschende der Stiftung Skylab, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR und der Empa. Getestet wurde ein neues Assistenzsystem für leisere und treibstoffärmere Anflüge.

A320neo
A320neo der Swiss. - Keystone

Denn leiser und treibstoffärmer anfliegen ist durchaus möglich. Eine Auswertung am Flughafen Zürich zeigte, dass die Piloten die Landungen sehr unterschiedlich fliegen. Als störend werden vor allem die «Ausreisser» empfunden. Das sind jene Anflüge, bei denen die Fahrwerke zu früh ausgefahren werden oder die stark bremsen müssen.

Anflugsystem LNAS im Test

In der Testmaschine wurde das Assistenzsystem LNAS installiert, was Low Noise Augmentation System bedeutet. Damit sollen diese «Ausreisser» vermieden werden und die Anflüge generell verbessert.

Diese Software sagt den Piloten, zu welchem Zeitpunkt sie welchen Schritt ausführen sollen. Also wann sie sinken und wann sie das Fahrwerk ausfahren sollen. Bei einem «akustisch optimalen» Anflug nähert sich das Flugzeug wie auf einer Rutschbahn der Piste.

Am Montag veröffentlichten Empa, SkyLab und das DLR nun ihre Ergebnisse. Diese zeigen, dass die Piloten mit Assistenzsystem LNAS den Sinkflug viel einheitlicher und exakter flogen. Verglichen wurde sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen, die beim Test ohne LNAS unterwegs waren.

Auch der Verlauf der Fluggeschwindigkeit war mit LNAS deutlich gleichmässiger. Die lauten Bremsklappen mussten nie ausgefahren werden, die besonders störenden Ausreisser wurden also vermieden.

Cockpit
Ein Pilot steuert im Cockpit ein Flugzeug. - Pixabay

Auch die lautesten Anflüge waren mit dem LNAS um bis zu 3 Dezibel leiser. Dies entspricht einer wahrnehmbaren Lärmverringerung um etwa ein Drittel. Auch in Süddeutschland war der Lärm weniger zu hören.

LNAS führte zu Treibstoff-Einsparung

Gemeinden, die näher als sechs Kilometer am Flughafen liegen, würden von den optimierten Anflügen allerdings kaum profitieren. Denn diese führen nur über einer Höhe von 300 Metern zu weniger Lärm.

Neben der Lärmreduktion erreichte das LNAS auch eine deutliche Treibstoff-Einsparung. Auf den letzten knapp 50 Kilometern brauchten die Pilotinnen und Piloten mit LNAS im Schnitt 8,9 Kilogramm weniger Kerosin. Hochgerechnet auf alle A320-Flüge der Swiss könnten also rund 500 Tonnen Kerosin pro Jahr eingespart werden.

Swiss
Fliegen mit Kerosin aus alten Speisefetten: Bei der Swiss können die Klimafolgen eines Flugs via alternativen Treibstoff ausgeglichen werden. Dieser kommt vom finnischem Hersteller Neste Oil. - sda - KEYSTONE/ALEXANDRA WEY

Würde das System 200 Kilometer vor der Piste angestellt, ergäbe sich bei allen Swiss-A320 eine Einsparung von 3000 Tonnen Kerosin. Jährlich entspricht dies 9000 Tonnen CO2.

Ziel der Forschenden ist es nun, das LNAS in die Navigationsrechner von Verkehrsflugzeugen zu integrieren. In einigen Jahren soll das LNAS zum Autopiloten dazugehören, dann würde es den «akustisch optimalen» Anflug vollkommen selbständig ausführen.

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