Beim gestrigen Klimastreik erhielten Tausende von Schülern wieder eine Stimme. Doch das reicht ihnen nicht. Sie wollen das Stimmrechtsalter senken.
Im weltweiten Klimastreik engagieren sich Millionen von Jugendlichen fürs Klima. In der Schweiz wünschen sie sich, auch schon früher das Stimmrecht zu erhalten. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am gestrigen Klimastreik nahmen weltweit Tausende von Schülern teil.
  • Nun möchten viele auch das Stimmrechtsalter senken und erhalten politische Unterstützung.
  • Experten sind skeptisch, ob dies zu mehr politischem Engagement bei Jungen führen wird.

«Ich bin für Stimmrechtsalter Null!» Mit dieser Forderung entfachte Grüne-Nationalrätin Irène Kälin eine grosse Diskussion.

Anlass gab Kälin das politische Engagement der jungen Aktivisten des Klimastreik. Die SVP hingegen will das Stimmrechtsalter bei 18 Jahren sein lassen.

Klimastreik
Während SVP-Nationalrat Mike Egger das Stimmrechtsalter bei 18 lassen will, plädiert die Grüne Irène Kälin für Stimmrechtsalter Null. - Nau

Klima-Aktivisten wie Svenja Haller können das nicht verstehen. Viele der Initiativen seien wichtig für die jüngere Generation und würden «an der Urne von der älteren Generation abgelehnt.»

Sie hätten in ihrer Bewegung bereits 12-Jährige, welche sich am Klimastreik engagieren.

Klimastreik gibt den Jungen mehr Kreativität als die «alte» Urne

Haller ist überzeugt, dass ein früheres Stimmrecht Teenager schon früher für Politik sensibilisieren würde.

«Dies führt automatisch zu einer höheren Stimmbeteiligung und einem grösseren Interesse an der Politik.»

Daran zweifelt hingegen Monika Waldis vom Zentrum für Demokratie Aarau (ZDA).

Klimastreik
Die Klimastreik Jugend wird durch ein tieferes Stimmrechtsalter nicht zwingend motivierter sein, glaubt Monika Waldis vom Zentrum Politische Bildung und Geschichtsdidaktik der PH FHNW und Zentrum für Demokratie Aarau. - FHNW

Aus der Forschung sei bekannt, dass junge Menschen in vielen Ländern Europas weniger stark an institutionellen Formen teilnehmen. Darunter zählen Abstimmen, Wählen oder Partei-bezogene Aktivitäten.

«Hingegen beteiligen sie sich stärker an nicht-institutionellen politischen Aktivitäten wie Protestieren oder Freiwilligenengagement.»

Diese Formen der politischen Beteiligung seien motivierender, da sich Junge selbst organisieren können.

Aufgrund der «neuen, kreativen Formen» könne nicht auf die «alten, formellen» Formen wie Wählen und Abstimmen geschlossen werden.

Stimmbeteiligung würde nicht wesentlich steigen

Ähnlich sieht es Claudio Caduff, Dozent für Politik und politische Bildung an der PH Luzern. Er glaubt, es würde sich vermutlich nicht viel ändern.

«Auch in diesem Alterssegment (15-18) wäre die Stimmbeteiligung deutlich geringer als bei den Älteren (über 50-Jährigen).»

Klimastreik
Claudio Caduff, Dozent für Politik und politische Bildung an der PH Luzern, würde das Stimmrechtsalter tiefer ansetzen. - PH Luzern

Trotzdem: «Aus meiner Sicht würde ich das Alter auf 15 oder 16 Jahre festlegen.»

Denn wenn man schon ein Alter festlege, müsse es gut begründet sein.

«In diesem Alter entscheiden die Jugendlichen über ihren beruflichen Werdegang und ab 16 über ihre Religionszugehörigkeit.»

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