MS-Patienten verlangen unkompliziertere Medikamenten-Abgabe
MS-Betroffene wünschen sich mehr Selbstbestimmung bei ihrer Therapie. Studien zeigen: Viele würden Medikamente lieber zuhause anwenden als im Spital.

Das Wichtigste in Kürze
- MS-Patienten wünschen sich häufiger Medikamente zur Selbstanwendung zuhause.
- Studien zeigen eine klare Präferenz für den Pen anstelle der Infusion.
- Die Heimanwendung könnte Millionen sparen und Betroffene entlasten.
In der Schweiz erhalten die meisten Menschen mit Multipler Sklerose ihre Medikamente per Infusion im Spital oder in der Arztpraxis.
Dabei gäbe es längst eine einfachere Alternative: einen Injektions-Pen, den Patientinnen und Patienten nach Schulung selbst zuhause anwenden können.
In Ländern wie Österreich setzt bereits über die Hälfte der Betroffenen auf diese Form der Selbstmedikation. In der Schweiz liegt der Anteil bei nur rund 21 Prozent. Das zeigt eine Auswertung des Gesundheitsunternehmens Iqvia.
MS-Betroffene würden gerne unabhängiger leben
Dabei sind Wirkung und Nebenwirkungen der Medikamente vergleichbar. Der entscheidende Unterschied liegt in der Anwendung.
Für viele MS-Betroffene wäre die Heimanwendung ein grosser Gewinn. «Je unabhängiger jemand mit der Krankheit leben kann, desto besser geht es der Person.» Das sagt Patientenvertreter David Haerry gegenüber «CH Media».
Viele Betroffene arbeiten, haben Familie und müssen ihre Kräfte sorgfältig einteilen. Lange Spitalaufenthalte für eine Infusion seien für sie eine zusätzliche Belastung.
Eine neue Studie von Polynomics im Auftrag von Novartis bestätigt diesen Wunsch. Rund 80 Prozent der knapp 1000 befragten Personen bevorzugen eine schnelle und unkomplizierte Anwendung ohne regelmässige Arztbesuche.
Auch unter MS-Patienten selbst ist das Interesse gross: Eine knappe Mehrheit würde den Pen nutzen, wenn er ihnen aktiv angeboten würde.
Warum also dominiert in der Schweiz weiterhin die Infusion?
Haerry sieht unter anderem Defizite in der Beratung. Viele Patientinnen und Patienten hätten nicht alle Therapieoptionen auf dem Tisch.
Am Schluss geht es wie immer auch... ums Geld
Zudem hätten sich Infusionen etabliert, weil diese Therapien zuerst verfügbar waren. Wer gut eingestellt ist, wechselt zudem ungern.
Hinzu kommen finanzielle Anreize im System. Während Praxen und Spitäler mit Infusionen Einnahmen erzielen, fällt dieser Anreiz bei der Selbstmedikation weg. Gleichzeitig bleiben teure Infrastrukturen ungenutzt.

Dabei wäre das Sparpotenzial erheblich: Würde etwa die Hälfte der rund 7000 MS-Patienten auf den Pen umsteigen, könnten jährlich rund 16 Millionen Franken eingespart werden. Ohne Nachteile für die Betroffenen.
Das Thema beschäftigt inzwischen auch die Politik. SVP-Nationalrätin Vroni Thalmann hat einen Vorstoss eingereicht.
Sie will wissen, wie solche Einsparungen besser genutzt werden können. Auch mit Blick auf andere Krankheitsbereiche, in denen eine Heimanwendung möglich wäre.











