In einer Filiale der Migros in Wil SG soll mehrmals eine blinde Frau weggeschickt worden sein, weil man keine Zeit habe, ihr bei dem Einkauf zu helfen.
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Migros zählt zu den grössten Schweizer Detailhändlern. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Migros-Filiale in Wil SG wies mehrmals eine blinde Frau ab.
  • Begründet wurde das Wegschicken der 58-Jährigen damit, keine Zeit zu haben.
  • Die Migros Ostschweiz bestätigte auf Anfrage einen solchen Vorfall.
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Eine Filiale von Migros in Wil SG zieht derzeit Aufmerksamkeit auf sich. Der Supermarkt wies nämlich mehrmals eine blinde Kundin ab. Mit der Begründung, man hätte «keine Zeit» für sie, wie «FM1Today» schildert.

Die 58-jährige Gabriela Schürch ist von Geburt an blind und benötigt Assistenz beim Einkaufen, da beispielsweise Blindenschrift in Märkten fehle. Bei Coop oder Denner sei es kein Problem, dass ihr jemand beim Einkauf helfe, sagt sie gegenüber dem Portal. Bei Migros hingegen müsse sie sich telefonisch anmelden, was für sie sehr unüblich sei.

Angestellte: «Nein, wir haben keine Zeit»

Anfang April wollte sie einen Spontaneinkauf ohne vorherige Anmeldung angehen und ging zur Kundeninformation. Auf die Frage hin, ob jemand kurz mit ihr einkaufen könne, sagte die Angestellte: «Nein, wir haben keine Zeit. Sie müssen wieder gehen.»

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Eine blinde Frau wurde in der Migros in Wil SG mehrfach abgewiesen. - keystone

Das gleiche, als sie einmal bloss Kaffee holen wollte, sagt Schürch. Auch ohne die Fähigkeit zu sehen, brauche sie durchschnittlich nur etwa 20 Minuten für ihren Einkauf, erklärt sie. Am Ende führte nur ein frustrierter Anruf bei der Migros-Infoline zur Lösung: «Der Herr am Telefon hat sich mehrfach dafür entschuldigt. Er sagte, er habe fast Tränen in den Augen, er könne das kaum glauben, dass man mir nicht half.»

Migros Ostschweiz erklärt Vorfall

Die Filialleiterin der besagten Migros-Filiale rief die 58-Jährigen kurz darauf an, entschuldigte sich und versicherte, Spontaneinkäufe wären zukünftig jederzeit möglich. Die Migros Ostschweiz bestätigt einen solchen Vorfall gegenüber «FM1Today» und erklärt, es habe sich um ein Missverständnis gehandelt.

«Die Mitarbeiterin war der Meinung, dass sie selbst die Begleitung der Kundin übernehmen sollte.» Dies sei ihr nicht möglich gewesen, da sie zu diesem Zeitpunkt alleine am Kundendienst gewesen sein soll. Als die Marktleiterin über den Vorfall informiert wurde, habe sie Schürch umgehend kontaktiert.

Kaufen Sie oft in der Migros ein?

Neben der Zusicherung, ab sofort jederzeit begleitet einkaufen zu können, wurde die betreffende Mitarbeiterin für solche Situationen instruiert. Gabriela Schürch betont, nichts per se gegen die Migros zu haben.

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