Mediziner will Anabolikaabhängige behandeln dürfen
Ein Suchtmediziner will die Gesetze anpassen, damit die Behandlung und Beratung von Anabolika-Abhängigen möglich wird.

Das Wichtigste in Kürze
- Aktuell dürfen Mediziner Anabolikaabhängige nicht legal beraten oder Labortests machen.
- Ein Sucht-Experte will die Gesetze deswegen anpassen.
- Schweizweit gibt es rund 200'000 Anabolika-Konsumenten, ein Drittel ist abhängig.
Der Chefarzt des Zürcher Suchtmedizinzentrums Arud fordert eine Gesetzesanpassung über die Betreuung anabolikaabhängiger Menschen. «Das Gesetz ist sogar so ausgelegt, dass nur schon eine Beratung von Anabolikakonsumenten strafbar sein könnte», sagte Philip Bruggmann.
«Wegen des Sportförderungsgesetzes gegen Doping und der Standesregeln für Ärztinnen und Ärzte dürfen wir für einen Patienten, der Anabolika konsumiert, streng genommen nicht einmal eine Laboruntersuchung machen», legte Bruggmann im Interview mit der «SonntagsZeitung» dar. «Sei es auch nur, um zu testen, ob er schwere Nebenwirkungen wie etwa Leberschäden hat.»

Schätzungsweise gibt es laut dem Suchtmediziner in der Schweiz 200'000 überwiegend männliche Anabolikakonsumenten. Ein Drittel entwickelt eine Abhängigkeit. «Das wären in der Schweiz über 60'000 Personen, die süchtig sind nach Anabolika.»
Zurzeit könnten diese nur nur dahingehend beraten werden, dass sie mit dem Konsum aufhören sollten. Danach dürften nur Medikamente eingesetzt werden, die nicht auf der Dopingliste stehen, so Bruggmann. «Aber keine Hormone oder Medikamente, die in den Hormonkreislauf eingreifen. Dies wäre aber wichtig, um einen Entzug erträglich zu machen.»
Laut dem Suchtmediziner gibt es zahlreiche – und oft unterschätzte – Nebenwirkungen beim Konsum von Anabolika: So besteht das Risiko von Herz-Kreislauf-Problemen und Herzinfarkten. Bei Männern können die Hoden schrumpfen und Erektionsprobleme auftreten. Bei längerer Konsumation kann die Testosteronproduktion dauerhaft unterdrückt werden. Bei Frauen kann die Menstruation ausbleiben und sie können unfruchtbar werden. Dazu kommen häufig psychische Probleme.