Ludwig Hohls «Die seltsame Wendung» in Wort und Ton
Die Schweizerische Nationalbibliothek präsentiert Ludwig Hohls Trinkernovelle «Die seltsame Wendung».

Die Schweizerische Nationalbibliothek lädt zur Literarischen Soirée. Auf dem Programm: Ludwig Hohls Trinkernovelle «Die seltsame Wendung», gelesen vom Schauspieler Robert Hunger-Bühler und vertont vom Perkussionisten Julian Sartorius.
Der Schweizer Autor Ludwig Hohl (1904–1980) ist erst spät in seinem schillernden Leben zu gewissem Ruhm gekommen, der jedoch kaum über die literarischen Institutionen hinaus strahlte. Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt oder Kurt Marti schätzten ihn; und Peter Bichsel sagte, Hohl sei in die «fatale Situation des Geheimtipps geraten».
Hohls bekanntestes Buch ist «Bergfahrt». Es berichtet von einer Wanderung ins Gebirge, die unerbittlich ins Verderben führt. «Bergfahrt» wie auch die Novelle «Die seltsame Wendung» hat Hohl bereits früh, in den späten 1920er Jahren begonnen zu schreiben. Während ersteres in den 1970er Jahren auch wirklich erschienen ist, blieb letzteres in einer verstümmelten Rohfassung von 1932 unveröffentlicht.
Eine verspätete Veröffentlichung
Erschienen ist das Buch erst Ende letzten Jahres aus dem Nachlass, im Vorfeld von Hohls 120. Geburtstag am 9. April. Die Geschichte spielt in Paris, in Montparnasse. Mit intimer Intensität folgt sie einem Kunstmaler, der unstetig zwischen Arbeit und Trunkenheit hin und her schwankt.
Vordergründig sei sie die Erzählung eines Trinkerschicksals, das «dem Autor aus eigener Erfahrung vertraut war», schreibt das Schweizerische Literaturarchiv (SLA) zur Literarischen Soirée. Die Institution bewahrt den Nachlass von Hohl auf. In einer Abwärtsspirale kreist der Text um ein leeres Zentrum. Es handle sich «um ein Wort gewordenes Delirium», so das SLA.
An der Literarischen Soirée wird nun der Schauspieler und Regisseur Robert Hunger-Bühler daraus lesen und damit «Die seltsame Wendung» erstmals überhaupt zu Gehör bringen. Musikalisch begleiten wird die Lesung der Klangkünstler und Improvisationsmusiker Julian Sartorius.
Ludwig Hohl wiederum war mit 18 Jahren aus dem protestantischen Elternhaus geflohen. Im Oktober 1924 brach er mit einer Jugendfreundin nach Paris auf, wo er in eher prekären Verhältnissen lebte. Nach Stationen in Wien, und Den Haag kehrte er 1937 in die Schweiz zurück und liess sich in Genf nieder. Hier arbeitete und lebte er von 1954 bis 1975 in der legendären Kellerwohnung im Jonction-Quartier. 1980 verstarb er nach längerer Krankheit.