Luchs reisst Schafe: Streit im Berner Oberland eskaliert
Ein Luchs sorgt im Berner Oberland für Ärger. Das Tier attackiert Schafe – nun fordern die betroffenen Besitzer den Abschuss.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Luchs hat auf der Alp Tschingel bei Kandergrund BE mehrere Schafe getötet.
- Jetzt fordern die geschädigten Schafbauern, dass das Wildtier geschossen wird.
- Luchse, die Nutztiere angreifen, sind laut Experten eigentlich selten.
Dass Wölfe Nutztiere angreifen und töten, ist bekannt – der Umstand sorgt in der Schweiz seit Jahren für hitzige Debatten. Deutlich seltener sind Angriffe auf Schafe durch andere Wildtiere.
Doch im Berner Oberland verärgert derzeit ein Luchs die Bauern. Das Tier hat auf der Alp Tschingel bei Kandergrund BE bereits mehrere Schafe gerissen, wie die «Berner Zeitung» schreibt.
Für die betroffenen Schafhalterinnen und -halter ist klar: «Dieser Luchs muss weg – noch diesen Sommer.» Das schreiben sie in einem Brief an den zuständigen Regierungsrat Christoph Ammann.
Gegenüber SRF sagen sie, sie erwarten eine Antwort bis Anfang August.
Doch damit nicht genug des Ärgers – auch Jagdinspektorin Nicole Imesch wird von den betroffenen Schafbesitzerinnen und -besitzern kritisiert.
Sie sei nicht erreichbar gewesen und habe Abmachungen nicht eingehalten. Zudem zeige sie «null Verständnis».
Luchs hat zu wenig Schafe für Abschuss gerissen
Mit ihrer Abschuss-Forderung sind die Halterinnen und Halter nicht allein. Auch die Vereinigung zum Schutz der ländlichen Lebensräume vor Grossraubtieren im Kanton Bern fordert, das Tier zum Abschuss freizugeben.
Die kantonalen Behörden verweisen auf die geltenden Regeln: Ein Abschuss ist nur bei mindestens 15 Rissen zulässig. Diese Zahl wurde noch nicht erreicht.
Eine Ausnahme sei nicht möglich. Laut dem Kanton ist das Verhalten des Luchses zwar auffällig, aber es fehlen ausreichende Dokumentationen.
Für eine Ausnahmegenehmigung müsste auch der Bund einbezogen werden. Allerdings habe man Signale erhalten, dass dieser sich gegen einen vorzeitigen Abschuss ausspricht.
Luchse attackieren selten Nutztiere
Laut Fridolin Zimmermann von der Stiftung Kora sind Angriffe von Luchsen auf Nutztiere eher selten. Normale Luchse würden sich hauptsächlich von Rehen und Gämsen ernähren, sagt er. Nur in Ausnahmefällen spezialisieren sich einzelne Tiere auf Nutztiere.
Zimmermann betont auch, dass Luchse deutlich weniger Schaden anrichten als Wölfe und für Menschen keine Gefahr darstellen.
In seltenen Fällen können verwaiste Jungluchse in den Mittellandregionen Probleme verursachen. Etwa, indem sie leicht zugängliche Beutetiere wie Kaninchen oder Hühner jagen.
Verdacht im Aargau: Luchs soll Büsis angegriffen haben
Tatsächlich sorgte ein solcher Luchs – zumindest mutmasslich – erst kürzlich für Aufsehen. Im Frühling soll ein Luchs im Aargau Hühner und Büsis angegriffen haben.
Der Luchsbestand ist in der Schweiz zuletzt gestiegen. Das Tier gilt als geschützt.