Frauen haben auf dem Schweizer Arbeitsmarkt im Jahr 2018 auch zwei Jahre nach der letzten Erhebung noch immer deutlich weniger verdient als Männer.
Frauen hatten 2018 im Schnitt 19 Prozent weniger in der Lohntüte als Männer. Nur etwas mehr als die Hälfte dieses Unterschieds können die Statistiker mit Faktoren wie Dienstalter oder Bildungsgrad erklären. (Themenbild)
Frauen hatten 2018 im Schnitt 19 Prozent weniger in der Lohntüte als Männer. Nur etwas mehr als die Hälfte dieses Unterschieds können die Statistiker mit Faktoren wie Dienstalter oder Bildungsgrad erklären. (Themenbild) - sda - KEYSTONE/GAETAN BALLY
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Das Wichtigste in Kürze

  • Frauen erhalten für die gleiche Arbeit weiterhin weniger Geld als Männer.
  • Im Jahr 2018 ist der Unterschied sogar noch weiter angewachsen.

Der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern betrug 2018 durchschnittlich 19 Prozent. Ein Teil der Lohnunterschiede lässt sich durch Faktoren wie Alter, Ausbildung, Dienstjahre oder durch den Tätigkeitsbereich oder die Stelle erklären.

Der andere Teil, der laut einer am Montag veröffentlichten Erhebung vom Bundesamt für Statistik (BFS) 45,5 Prozent des Lohnunterschiedes ausmacht, bleibt hingegen unerklärt. Das ist gegenüber 2016 eine Steigerung um 4,4 Prozentpunkte und kann so interpretiert werden, dass Männer im Schnitt 8,6 Prozent mehr verdienen als Frauen, einfach weil sie Männer sind.

Zunahme im öffentlichen Sektor

Im öffentlichen Sektor, also bei Angestellten von Bund, Kantonen oder Gemeinden, nahm die Lohndifferenz zwischen den Geschlechtern zu. Sie belief sich 2018 auf 18,1 Prozent. Bei der Erhebung zwei Jahre vorher hatte sie noch 16,7 Prozent betragen. In der Privatwirtschaft blieb die Lohndifferenz gegenüber 2016 zwar unverändert, lag mit 19,6 Prozent aber nochmals ein Stück höher als im öffentlichen Sektor.

Es gab aber den Angaben zufolge grosse Unterschiede zwischen den Branchen: In der Banken- und Versicherungsbranche beispielsweise verdienten Frauen im Schnitt gut ein Drittel weniger als ihre männlichen Kollegen. Davon sind laut der Erhebung allerdings nur 30,8 Prozent unerklärt.

Unterschied im Gastgewerbe kleiner

Im Gastgewerbe auf der anderen Seite war der Lohnunterschied mit 8,1 Prozent weitaus geringer. Davon ist aber mit 48,7 Prozent fast die Hälfte unerklärt. Noch höher fällt der unerklärte Unterschied im Detailhandel aus: Dort beträgt er 57,4 Prozent des Lohnunterschieds oder 624 Franken. Und auch in der Maschinenindustrie ist mit 53,5 Prozent oder 931 Franken mehr als die Hälfte des Lohnunterschieds nicht durch strukturelle Faktoren zu erklären.

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Laut dem BFS fällt zudem auf, dass der unerklärte Anteil der Lohnunterschiede in kleineren Unternehmen ausgeprägter ist. Bei Unternehmen mit weniger als 20 Angestellten betrug er 2018 57,5 Prozent. Bei grösseren Firmen mit mindestens 1000 Angestellten lag er bei 31,5 Prozent. Zudem war er in tiefen Hierarchiestufen mit 75,9 Prozent deutlich grösser als in oberen Kaderpositionen, wo er noch 45,1 Prozent betrug.

Der prozentuale Anteil der Frauen in den untersten Lohnstufen nahm zwischen 2016 und 2018 etwas ab. 2018 waren in der Gesamtwirtschaft 60,9 Prozent der Arbeitnehmenden mit einem monatlichen Bruttolohn von unter 4000 Franken für eine Vollzeitstelle Frauen. Zwei Jahre zuvor waren es noch 63,2 Prozent gewesen.

An der Spitze der Lohnpyramide waren 81,2 der Arbeitnehmenden mit einem Monatslohn von über 16'000 Franken männlich.

Schweizerische Gewerkschaftsbund ist enttäuscht

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund zeigt sich in einer Mitteilung enttäuscht von den veröffentlichten Zahlen. «Diese Entwicklung muss dringend gestoppt und umgekehrt werden», so der Verband.

Auffällig sei, dass der Lohnunterschied, der sich mit Faktoren wie Ausbildung, Berufserfahrung und Hierarchiestufen erklären lässt, zwischen 2014 und 2018 etwa gleich gross geblieben, aber die Lohndiskriminierung gestiegen sei.

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