Die Energiekrise beschäftigt momentan die ganze Schweiz – so auch die Lebensmittelindustrie. Ein Energiemangel hätte fatale Folgen.
Einkaufswagen Supermarkt Lebensmittelregal
die Energiekrise beeinflusst auch die Lebensmittelindustrie. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Auch die Lebensmitteindustrie beschäftigt sich mit der momentanen Energiekrise.
  • Firmen, welche Kühlketten strikt einhalten müssen, litten stark unter einem Stromausfall.
  • Laut dem Geschäftsführer der Fial müssen die Regale in den Geschäften gut gefüllt bleiben.

Die Lebensmittelindustrie steht unter Druck: Nebst steigenden Rohstoffpreisen und einer drohenden neuen Pandemiewelle im Winter droht eine Gas- und Stromknappheit im Winter. Die Unternehmen wappnen sich für verschiedene Szenarien.

«Am stärksten gefährdet sind Unternehmen, in denen die Produkte kühl gelagert werden müssen und die Kühlkette strikt eingehalten werden muss.» Dies erklärt Lorenz Hirt, Geschäftsführer der Föderation der Schweizerischen Nahrungsmittel-Industrien (Fial), gegenüber AWP.

Stromausfall mit heftigen Folgen

Darüber hinaus gibt es Produktionsstätten, in denen selbst ein nur wenige Sekunden dauernder Stromausfall dazu führt, dass der Betrieb der Anlage komplett eingestellt werden muss, um sie zu reinigen und die notwendigen Kontrollen durchzuführen.

«Solche Prozesse können einen halben Tag oder sogar noch länger dauern, wenn es sich um eine komplette Fabrik handelt.» Selbst im Falle eines kurzen Energieausfalls wären die Auswirkungen laut Hirt für die betroffenen Unternehmen erheblich.

Eine solche Firma, die stark auf intakte Kühlketten und Erhitzungsprozesse angewiesen ist, ist der Innerschweizer Milchverarbeiter Emmi. Emmi benötigt Gas für die Herstellung fast aller Produkte, wie eine Sprecherin erklärt.

emmi AG
Emmi hätte massiv mit einem Gasmangel zu kämpfen. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/URS FLUEELER

Ein Ausfall des Gases hätte aber aber auch Auswirkungen, die über den eigenen Betrieb hinausgehen - etwa auf die Bauern. Denn Emmi könnte dadurch weniger Milch annehmen und verarbeiten.

Der Gesamtenergieverbrauch von Emmi Schweiz liegt laut der Sprecherin bei rund 840'700 Megawattstunden. Davon wird etwa die Hälfte mit Gas bestritten. Falls dieses nicht ausreichen würde, müsste der Brennstoff in den Heizkesseln nach Möglichkeit durch Heizöl oder Flüssiggas ersetzt werden. Möglicherweise müsse auch die Anlage verlangsamt oder sogar ganz stillgelegt werden.

Doch solche kurzfristigen Umstellungen sind laut der Sprecherin wegen der fehlenden technischen Infrastruktur «zumeist nicht realisierbar». Denn die weniger nachhaltigen Öl- und Kohledampfkessel wurden in den letzten Jahren sukzessive durch Gas ersetzt.

Andere Dimensionen bei Nestlé

In ganz anderen Dimensionen bewegt sich der Branchenprimus Nestlé. Dieser hat im Jahr 2020 gemäss einem Sprecher weltweit rund 11,5 Millionen Megawattstunden Gas verbraucht. Dieses werde primär zur Erzeugung von Dampf und Wärme und zu einem gewissen Anteil auch für die Stromerzeugung genutzt.

Doch im Falle eines Ausfalls sei man gewappnet, erklärt der Sprecher. «Es bestehen Notfallpläne, um Lieferengpässe zu überwinden. Das gilt auch für Deutschland, wo wir 11 Werke haben.»

Der Verband Fial plädiert dafür, dass der Lebensmittelsektor bei der Energieversorgung Vorrang haben sollte. «Wichtig ist, dass die Regale der Detailhändler gut gefüllt sind», so Hirt. So verhindert man den negativen psychologischen Effekt auf das Einkaufsverhalten. Damit meint er das Hamstern von Waren, das zu Knappheit führen kann, wo es gar nicht nötig wäre.

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