Lebensmittelbranche für Zucker-Reduktion und gegen weniger Salz
Fast alle grossen Schweizer Lebensmittel- und Getränkehersteller senken weiter den Zuckergehalt in ihren Produkten, bei Salz bleibt eine Einigung aus.

Fast alle grossen Schweizer Lebensmittel- und Getränkehersteller wollen den Zuckergehalt in verarbeiteten Produkten weiter reduzieren. Sie haben eine entsprechende Erklärung um vier Jahre verlängert. Erneut keine Einigung gab es dagegen bei Reduktionszielen von Salz.
An einer Medienkonferenz zog Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider am Donnerstag in Bern eine durchmischte Bilanz. Dass sich 21 Unternehmen freiwillig dazu verpflichtet hätten, die Zuckerreduktion in verarbeiteten Lebensmitteln weiter voranzutreiben, sei ein «ermutigendes Zeichen». Dagegen sei es «ziemlich bescheiden», dass mit Aldi Suisse nur ein Branchenmitglied seine Verantwortung wahrnehmen wolle, auch den Salzgehalt in Nahrungsmitteln wie Fertigpizzas, Suppen und Salatsaucen zu senken.
«Das ist ein Problem, weil ein zu grosser Salzkonsum unter anderem zu Bluthochdruck führt, was das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöht», so Baume-Schneider. Die Diskussionen mit der Industrie darüber seien «schwierig», würden aber weitergeführt. «Wir sind am Anfang eines Prozesses und müssen gemeinsam noch mehr tun für ein gesundes Lebensmittelangebot.»
Salzreduktionsziele über die gesamte Branche hinweg wären ein wichtiger Schritt für die Gesundheitsförderung, schrieb das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Ein staatlicher Eingriff sei derzeit nicht prioritär, hiess es. «Freiwillige Massnahmen sind viel schneller umgesetzt, als wenn wir Jahre an Verordnungen arbeiten», sagte der stellvertretende BLV-Direktor Michael Beer.
BLV strebt mit Aldi langfristige Einigung zur Zuckerreduktion an
Das BLV wird mit Aldi nun über das weitere Vorgehen entscheiden, wie es auf Anfrage hiess. Das Ziel sei weiterhin ein tragfähiger, langfristiger Konsens, der sowohl gesundheitspolitische Ziele unterstütze als auch wirtschaftlich umsetzbar sei. Eine relevante Marktabdeckung sei die Voraussetzung, dass eine Selbstregulierung der Branche wirksam sei und einen Nutzen für die Konsumentinnen und Konsumenten schaffe.
Bundesrätin Baume-Schneider warb ebenfalls für den freiwilligen Weg und gegen ein rechtlich verbindliches Reduktionsziel: Die Branche würde damit ihre Innovationsfähigkeit, ihr Verantwortungsbewusstsein und ihren Willen bekräftigen, ein zeitgemässes Angebot für die Konsumentinnen und Konsumenten zu bieten.
Weiter ist die Branche beim Zucker. Hier konnte der Bund kürzlich mit der Branche neue Reduktionsziele vereinbaren – die «Erklärung von Mailand» wurde um weitere vier Jahre bis Ende 2028 verlängert. Sie spüre die Motivation der Branche, bei der Zuckerreduktion vorwärtszumachen, sagte Baume-Schneider.
An Bord sind 21 Unternehmen, darunter fast alle grossen Akteure. Weggefallen sind auf dieses Jahr hin drei Unternehmen, wie das BLV auf Anfrage schrieb: Bossy Céréales aufgrund eines Konkurses, ebenso Kellogg Schweiz und Vitamin Well (ehemals Trivarga). Letztere beiden Nahrungsmittelhersteller seien stark von den Entscheidungen ihrer ausländischen Mutterkonzerne abhängig. Für die Gründe des Austritts aus der Vereinbarung verwies der Bund auf die Unternehmen, stellte aber zugleich klar: Die «Erklärung von Mailand» sei immer noch breit abgestützt.
Zuckerreduktion zeigt Wirkung
Die Zahlen des neusten BLV-Monitoringberichts zeigen: Verarbeitete Produkte enthalten heute deutlich weniger Zucker als noch vor zehn Jahren, als die Branchenvereinbarung begründet wurde. Bei Cerealien beträgt die Zuckerreduktion bisher fast vierzig Prozent. In Joghurts wurde der Zucker um rund 13 Prozent, in Quarks um zehn Prozent und in Milchmischgetränken um gut 14 Prozent reduziert. Bei den Erfrischungsgetränken sank der Zuckergehalt bisher um gut 13 Prozent.
In den nächsten vier Jahren verpflichtet sich die Branche zu weiterführenden Reduktionszielen: In Quark, Frühstückscerealien und Milchmischgetränken soll der zugesetzte Zucker bis Ende 2028 um weitere zehn Prozent, in Jogurts um weitere fünf Prozent sinken. Auch in Erfrischungsgetränken ist eine weitere Reduktion des Zuckergehalts um zehn Prozent vorgesehen.
Baume-Schneider appellierte an die Industrie, künftig auch bei anderen Produktegruppen einen Effort zu leisten. Denn die Bevölkerung in der Schweiz konsumiere doppelt so viel Zucker, wie die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, nämlich durchschnittlich etwa hundert Gramm oder 25 Würfelzucker pro Tag. Ein zu hoher Zuckerkonsum kann unter anderem zu Übergewicht führen und so das Risiko für Krankheiten wie Diabetes Typ 2 erhöhen.