Ein Film über eine mathematisch begabte Schülerin, die sich in der Welt der Eliten behaupten muss.
Frédéric Mermoud
Frédéric Mermoud. - KEYSTONE/Alexandra Wey

Frédéric Mermouds dritter Spielfilm «La voie royale» verfolgt den Weg einer mathematisch hochbegabten Schülerin vom Land. Sie besucht eine Vorbereitungsklasse der künftigen Elite. Die Geschichte dreht sich um die Frage nach sozialem Aufstieg. Der Film besticht mit starken Leistungen der Schauspielerinnen.

Maud Wyler als knallharte Physiklehrerin Claire Fresnel hat den Schweizer Filmpreis als Beste Nebendarstellerin gewonnen und es wird schnell klar, warum. Die Dozentin schikaniert die Protagonistin Sophie, wie und wo es nur geht. Dass dahinter mehr als nur Boshaftigkeit oder Frustration steckt, ist jederzeit an Wylers Gesicht abzulesen.

Kampf gegen Vorurteile und Selbstzweifel

Die Geschichte erzählt von Bauerntochter Sophie (Suzanne Jouannet), die auf Anraten ihres Mathelehrers den elterlichen Hof verlässt, um sich auf die Prüfung an einer der «Grandes Écoles» vorzubereiten. In der Vorbereitungsklasse läuft es plötzlich nicht mehr gut. Sie kann mehr schlecht als recht dem Stoff folgen. Hinzu kommt, dass ihre Klassenkameradinnen und -kameraden alle zu wissen scheinen, wohin sie wollen, später, ausserhalb dieser Elite-Blase.

Sophie nicht. Sie hadert. Niemals mit ihrer Herkunft, aber mit dem, was diese von ihr fordert. Mit ihrer – hochbegabten – Freundin an der Schule, mit einem Mitstudenten, zu dem sie sich hingezogen fühlt, mit allem, eigentlich.

Zwischen neuen Bekanntschaften, Misstrauen und misslungenen Prüfungen muss sie erkennen, dass die Aufnahme ins Polytechnikum mehr als nur ein Wettbewerb ist. Und dass die «voie royale» kurvig sein kann und dass auf dem Königsweg zum noch unbekannten Technikberuf auch die Auseinandersetzung mit sozialen Schichten und politischen Ansichten liegen.

Ein Spiel zwischen Romantik und Realismus

«Ich versuche immer mich an der Grenze zwischen Romantik und einer gewissen Form von Realismus zu bewegen», sagte der Regisseur Frédéric Mermoud laut Presseunterlagen. Das ist ihm durchwegs gelungen. Sophie hat innere und äussere Kämpfe auszutragen wird nie zum Opfer degradiert.

Vielleicht versteht sie das Spiel auf der Karriereleiter noch nicht so gut wie ihre Mitstudentinnen, doch erkennt das Wesentliche. Wenn ihr jemand im Wege steht, dann sie selbst. Mermoud geht nah ran, was doppeldeutig zu verstehen ist.

Die Kamera ist oft auf Gesichter gerichtet in Brusthöhe oder in Grossaufnahme. Und man versteht: Lehrerin Fresnels Beziehung zu ihren Studentinnen und Studenten ist komplexer, als man annehmen könnte. Und Sophie wird die Aufgabe lösen.

*Dieser Text von Nina Kobelt, Keystone-SDA, wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung realisiert.

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