Kritik an Quarantäne-Hammer in Grossbritannien
Die Schweiz steht neu auf der britischen Quarantäneliste. Der Corona-Hammer trifft nicht nur Touristen aus der Schweiz. Auch Briten in der Schweiz sind wütend.

Das Wichtigste in Kürze
- Ab Samstag müssen Reisende aus der Schweiz in Grossbritannien zwei Wochen in Quarantäne.
- Auch Briten, die in der Schweiz leben, sind wütend.
Grossbritannien hat die Schweiz auf ihre Quarantäneliste gesetzt. Reisende aus der Schweiz müssen zwei Wochen in Quarantäne. Bei Verstössen droht eine Busse von umgerechnet bis zu 1200 Franken.
«Ich bin stinksauer», sagt Ray Scott zu Nau.ch. Der britische Finanzberater lebt mit seiner Familie im Kanton Zürich. Die Quarantäneliste seiner Regierung in London durchkreuzt jetzt zum dritten Mal hintereinander seine privaten Reisepläne.
«Wir wollten in ein paar Wochen mit der Auto-Fähre von Amsterdam nach Newcastle und dann nach Schottland», sagt Scott. «Die Mutter meiner Frau lebt dort. Es geht ihr nicht gut.»

Fähren und Flüge gebucht
Alles war schon gebucht. Doch dann setzte London am 15. August die Niederlande auf die Quarantäneliste.
«Wir buchten dann eine Autofähre von Frankreich nach England», sagt Scott. «Doch am 22. August setzte Schottland die Schweiz auf die Quarantäneliste.» Bei einer Einreise in England muss man angeben, wo man sich die letzten zwei Wochen war.

Scott und seine Frau beschlossen schliesslich, ohne ihr Auto nach Grossbritannien zu reisen. «Wir buchten Flüge aus der Schweiz. Doch auch das klappt nun nicht.»
Coronavirus: Statt Geld nur Gutscheine
Neben dem Quarantänefrust hat Scott auch Probleme bei den Annullierungen. «Ich kann das Fährenticket von Frankreich nach England nicht stornieren.»
Für die anderen Buchungen bekommt er sein Geld nicht zurück. «Es gibt bloss Gutscheine. Die nützen mir jetzt aber rein gar nichts.»
Eine Tochter von Scott lebt auf der britischen Kanalinsel Jersey. «Ich habe sie seit Januar nicht mehr getroffen. Auch Jersey hat die Schweiz jetzt auf die Quarantäneliste gesetzt.»

Er ärgert sich über die britische Regierung. «Die Infektionsrate in Grossbritannien ist höher als in der Schweiz. Es ist lächerlich, die Schweiz als Corona-Risikoland einzustufen.»
Der Regierung in London fehle jeglicher Pragmatismus im Umgang mit dem Coronavirus. «Die ständigen Hin und Her’s sind sehr frustrierend. Meine Frau und ich können nicht einfach so zwei Wochen in Quarantäne», sagt Scott. «Wir arbeiten beide in der Schweiz und haben hier Verpflichtungen.»