Kriminologe Dirk Baier sieht eine wachsende Aggressivität, besonders bei jungen Menschen.
Straftaten
Bei Minderjährigen und jungen Erwachsenen bis 24 Jahren ist es zu einem Anstieg der Ausübung von Straftaten gekommen. (Symbolbild) - picture alliance / dpa

Der Kriminologe Dirk Baier von der Universität Zürich sieht eine wachsende Aggressivität in der Schweizer Gesellschaft. Die Umgangsart sei gerade bei jungen Menschen rauer geworden. Die steigenden Zahlen der jüngsten polizeilichen Kriminalitätsstatistik des Bundesamtes für Statistik bedeuten für Baier aber nicht, dass alles schlimmer wird.

Bei Minderjährigen und jungen Erwachsenen bis 24 Jahren ist es zu einem Anstieg der Ausübung von Straftaten gekommen. Diese aggressivere Grundstimmung habe auch die Corona-Pandemie mitzuverantworten, sagte Baier im SRF Tagesgespräch vom Montag. So seien Kompetenzen wie Empathie möglicherweise in dieser Zeit nicht so stark ausgebildet worden.

Die allgemein steigenden Zahlen der polizeilich registrierten Straftaten sollten der Bevölkerung aber keine Sorgen bereiten. «Die Chance, dass wir in der Schweiz schwere Gewalt erleben müssen, ist praktisch null. Die Schweiz gehört zu den sichersten Ländern der Welt», so der Kriminologe.

Anzeigenverhalten steigt: Dunkelziffern werden aufgedeckt

Während die Delikte zunähmen, steige auch das Anzeigeverhalten der Bevölkerung. Grössere Teile der Dunkelziffer, also der nicht polizeilich registrierten Vorfälle, würden aufgedeckt. In den letzten Jahren sei intensiv gearbeitet und sensibilisiert worden, dass mehr Menschen zur Polizei gingen und Hilfe holten, hiess es weiter. Zum Beispiel seien Opfer in Partnerschaften nun eher bereit sich zu melden.

Die Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen auch, dass über die Hälfte der von der Polizei beschuldigten Personen einer Straftat Ausländerinnen oder Ausländer sind. Baier relativierte diese Zahl. Die Schweiz sei ein Land mit einem hohen Ausländeranteil und habe viele Kriminaltouristen aus dem umliegenden Ausland.

Die Nationalität einer Täterin oder eines Täters könne nicht zur Ursache gemacht werden, vielmehr hängten soziale Faktoren damit zusammen. Armut und Ungleichheit seien Kriminalitätstreiber.

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