Diesen Samstag und Sonntag wird in Konstanz mit 29 Demonstrationen der Teufel los sein. Die Kantonspolizei Thurgau plant geeignete Massnahmen.
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Anhänger der Bewegung «Querdenken» demonstrieren am 20. September in Düsseldorf gegen die Massnahmen im Zuge der Corona-Pandemie. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Wochenende finden in Konstanz 29 Demonstrationen statt.
  • Am Ursprung der Häufung stand die Demo der sogenannten «Querdenker» am Samstag.
  • Diese soll als «Friedenskette» um den Bodensee stattfinden.

Am Anfang stand die Grossdemo in Berlin Ende August. Eigentlich von Corona-Skeptikern und Freiheitsliebenden organisiert, stürmten Menschen mit Reichsflaggen die Treppe des Reichstagsgebäude. Die politische Entrüstung war gross, die Einigkeit ebenfalls, dass sich so eine Szenerie in der Hauptstadt nicht mehr wiederholen dürfe.

Kurz darauf kündigten die «Querdenker» – sie organisierten die Demo in Berlin – an, ihre nächste grosse Kundgebung am 3. Oktober in Konstanz am Bodensee durchführen zu wollen. Sympathisanten formierten sich, Kontrahenten ebenfalls. Und das führte dazu, dass die Stadt mittlerweile von 29 Demonstrationen Kenntnis hat – 17 am Samstag, zwölf am Sonntag.

coronaleugner bundestag
Am 29. August stürmten Corona-Leugner und Rechtsradikale die Treppe des Reichtags in Berlin. - Keystone

Friedenskette um den Bodensee

Die zunächst angekündete Grossdemo der Querdenker hat sich längst in eine Friedenskette um den Bodensee transformiert. Diese soll zwischen 15 und 15.30 Uhr stattfinden. Auf deutschem und österreichischem Staatsgebiet hat eine Gruppe mit dem Namen «Honk for Hope» (Hupen für Hoffnung) die Organisation von den Querdenkern übernommen.

Federführend ist ein gewisser Alexander Ehrlich. Der österreichische Reiseunternehmer wendet sich immer wieder per YouTube-Videos an die Teilnehmer. Zuletzt am Montag.

Alexander Ehrlich Konstanz demo
Alexander Ehrlich spricht auf seinem YouTube-Kanal zu den Teilnehmern der Friedenskette um den Bodensee. - Printscreen YouTube.com

In einem 15-minütigen Monolog informiert er über den Stand der Planungen. Anlass für die Menschenkette sei Frieden und Europa. Mögliche Redner sollen sich auf diese beiden Themen beschränken.

Die Organisation ist in dutzende Streckenabschnitte unterteilt. Wieviele Personen effektiv erscheinen werden, weiss Ehrlich selber nicht. Sicher ist: Aus dem hunderte von Kilometer entfernten Sachsen werden Reisebusse die Teilnehmer an den Bodensee bringen.

Gegen Schluss seiner Botschaft mahnt der Organisator die Teilnehmer zu Disziplin: «Wir fahren nicht auf eine Vergnügungsfahrt, wir haben Gegenwind.» Was er damit konkret meint, lässt er offen.

Die Menschenkette auf Schweizer Boden organisiert eine Gruppe, die sich «Team Friedensmenschenkette Schweiz» nennt.

Erntedank-Demo am Sonntag

Am Sonntag geht der Spuk weiter. Von 9 bis 22 Uhr steht in Konstanz die Erntedank-Demo auf dem Programm. «Wir fahren die Ernte eines langen Demosommers ein», schreiben die Querdenker auf ihrer Homepage. «Die bekanntesten Redner und Musiker diesen Jahres» sollen auf einer Bühne auftreten.

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Vor der Eskalation in Berlin fanden schon in anderen deutschen Städten Querdenker-Anlässe statt, wie hier am 8. August in Stuttgart. - Keystone

Die weiteren Kundgebungen, die neben beiden erwähnten stattfinden sollen, sind überwiegend Gegendemonstrationen. Das zeigt ein Blick auf Facebook.

Zum Beispiel ruft am Samstag die grüne Jugend Konstanz unter dem Motto «Spread Love, not Corona» zu einer solchen auf. Eine andere Veranstaltung am Samstag nennt sich «Freiheit und Verantwortung» und will Nazis und anderen Gefährdern zeigen, dass in Konstanz kein Platz ist.

Thurgauer Polizei plant «geeignete Massnahmen»

Apropos Nazis: Ein Aufmarsch von Rechtsextremen, wie dies in Berlin der Fall war, wird befürchtet. Zumal sich am Samstag der Tag der deutschen Einheit zum 30. Mal jährt.

Das Polizeipräsidium Konstanz stellt in einer Mitteilung vom Donnerstag unmissverständlich klar: «Weiterhin verbietet die Stadt Reichskriegsflaggen, Kaiserreichsflaggen und Zeichen, die einen deutlichen Bezug zur Zeit oder zu den Verbrechen des Nationalsozialismus herstellen und eine Verbindung zu der aktuellen Corona-Pandemie herstellen.»

Querdenker Berlin Konstanz
Solche Zeichen, die eine Verbindung zur aktuellen Corona-Pandemie herstellen, verbietet die Stadt Konstanz. - Keystone

Die lokale Polizei wird von anderen Polizeidienststellen, insbesondere vom Polizeipräsidium «Einsatz», unterstützt. Dieses hat für Grosseinsätze speziell geschulte Polizeikräfte und besondere Technik, zum Beispiel Polizeihubschrauber, zur Verfügung. Die Konstanzer Polizei geht immer noch davon aus, dass es bei den Protestkundgebungen bleibt und keine extremistischen Organisationen daran teilnehmen.

Die Thurgauer Kantonspolizei teilte mit, dass sie an der Planung geeigneter Massnahmen und Erstellung eines entsprechenden Dispositivs sei. «Unter anderem wird dies in enger Absprache mit den deutschen Kollegen, insbesondere mit dem federführenden Polizeipräsidium Konstanz, und der Eidgenössischen Zollverwaltung gemacht.»

Detaillierte Angaben zu Einsatzkräften und -mitteln machte sie nicht.

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