Ein Lehrer wird in Pfäffikon ZH aufgrund seiner Homosexualität von Eltern zum Sündenbock gemacht. Nun hat er seinen Job verloren.
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Christlich-konservative Eltern in Pfäffikon (ZH) haben einen homosexuellen Lehrer zum Sündenbock gemacht. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • In Pfäffikon ZH haben christlich-konservative Eltern einen homosexuellen Lehrer gemobbt.
  • Es gab schwere Vorwürfe zu seinem Sexualkundeunterricht – der Lehrer widerlegte sie.
  • Die Primarschule hat sich inzwischen vom Lehrer getrennt.
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In Pfäffikon ist ein offen homosexueller Primarlehrer zum Ziel von konservativen Eltern geworden. Der «Tages-Anzeiger» berichtet zum Fall von Daniel Brunner*, der nach dem Sexualkundeunterricht in einen Konflikt mit Eltern seiner Fünftklässler geriet.

Laut dem Lehrplan 21 ist Sexualkundeunterricht an den Primarschulen Pflicht. Nicht alle Eltern begrüssen das Thema. Brunner bemüht sich darum besonders, seinen Unterricht sorgfältig und bewusst zu gestalten. Nun hat er seinen Job an der Schule verloren – den konservativen Eltern ging es um seine Homosexualität.

Eltern schliessen sich gegen Lehrer zusammen

Während des Schuljahrs stellt sich eine Gruppe christlich-konservativer Eltern zusammen, die die Entlassung ihrer Kinder aus dem Unterricht fordert. Im ersten Gespräch mit der Schulleitung erwähnen sie Brunners Sexualität. Die Schule mahnt sie ab und stellt sich hinter den Unterricht von Brunner.

Haben Eltern zu viel Mitspracherecht an Schulen?

Trotzdem lassen sich die kritischen Eltern nicht abschrecken. Sie erweitern ihre Gruppe um drei muslimischen Elternpaare und verfassen einen Brief an die Schulbehörde und den Leiter der Bildungsabteilung. Darin werfen sie Brunner vor, er habe den Kindern aufgetragen, zu Hause zu masturbieren. Auch soll er ihnen verboten haben, über den Inhalt des Unterrichts zu sprechen.

Vorwürfe gegen Brunner

Brunner widerlegt die Vorwürfe und sieht ein, dass es inzwischen um seine Person und nicht den Unterricht geht. Er macht eine Fortbildung und wird an der Schule vertreten. Inzwischen führt die Schulleitung weitere Gespräche mit der Elterngruppe.

Kurz vor seiner geplanten Rückkehr ins Klassenzimmer wird er erneut ins Schulhaus gerufen und mit neuen Vorwürfen konfrontiert. Die Eltern sehen ihn aufgrund seiner Sexualität laut dem «Tages-Anzeiger» als «Bedrohung für ihr Weltbild».

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Die Kinder standen beim Entscheid der Schulpflege wohl nicht im Vordergrund. (Symbolbild)
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Die konservativ-christlichen Eltern hatten erst mit Unterstützung der konservativen Muslime Erfolg. (Symbolbild)
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Sie störten sich alle an der Sexualität des Lehrers. (Symbolbild)

Nach diesem Treffen bricht der Lehrer emotional zusammen und entscheidet sich für eine Auszeit. Er lässt sich krankschreiben und sucht Rat bei einer Beratungsstelle des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands (ZLV). Dort erhält er einen Anwalt zur Seite gestellt.

Kündigung trotz Unterstützung

Mittlerweile haben sich Lehrerkollegen und Eltern gegen die Diskriminierung von Brunner ausgesprochen. Trotz ihrer Bemühungen sieht die Schulleitung die Situation als ausweglos. Der Lehrer erhält mit einer E-Mail von der Schulleitung die Kündigung.

Der Anwalt des Lehrers reagiert prompt und wirft der Schule eine Reihe von Rechtsverletzungen vor. Daniel Brunner entscheidet schliesslich, die Vertragsauflösung zu verhandeln, und verzichtet auf eine Klage.

Die Schule schreibt den Eltern, sie bedauere den Abgang. Zu den Hintergründen des Falles äussert sie sich allerdings nicht.

* Name geändert.

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