Kokain: Forscher haben sich bei St. Galler Ranking verrechnet
In keiner anderen Schweizer Stadt wird so viel Kokain konsumiert wie in St. Gallen. Bei den Erhebungen ist den Wissenschaftlern aber ein Fehler unterlaufen.

Das Wichtigste in Kürze
- Laut einer Studie gehört St. Gallen zu den Kokain-Mekkas Europas.
- Bei der Berechnung der Daten haben sich die Forscher aber verrechnet.
- Der Wert wurde um einen Drittel zu hoch ausgegeben, am Rang ändert sich allerdings nichts.
Vergangene Woche veröffentlichte die europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht ihren aktuellen Bericht. Brisant: Mit St. Gallen steht eine Schweizer Stadt beim Konsum von Kokain an zweiter Stelle – noch vor Zürich.
Wert um einen Drittel zu hoch
Doch jetzt wird bekannt, dass den Forschern bei der Berechnung der Zahlen ein Fehler unterlaufen ist. Das schreibt das «St.Galler Tagblatt».

Verantwortlich für das Erheben der Statistik war die Universität Lausanne. Gemeinsam mit der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz («Eawag») wurden die Ergebnisse ermittelt.
Ein «Eawag»-Mitarbeiter bestätigte auf Nachfrage der Zeitung, dass der Wert für St. Gallen viel zu hoch angegeben wurde. Demnach hätten sich die Wissenschaftler um einen Drittel verrechnet.
Um die Daten zu erheben, wurde die Konzentration von Benzoylecgonin im Abwasser gemessen. Der Stoff ist ein Ausscheideprodukt von Kokain und diente dadurch als Messwert. Für St. Gallen wurde ein Wert von 1336 Milligramm bei 1000 Personen erreicht.
Falsche Kläranlage sorgt für Rechnungsfehler zu Kokain
Wie kam es zum Fehler? In der Ostschweizer Stadt gibt es zwei Kläranlagen, die ARA-Au und die ARA Hofen. Die Proben wurden aus der zweiten Einrichtung entnommen.

Für die Berechnungen sei dann fälschlicherweise die Bevölkerungszahl der ARA-Au berücksichtigt worden, schreibt die Zeitung. Dadurch sei das Ergebnis verfälscht worden.
Tatsächlich liegt der Wert für St. Gallen eigentlich bei 888 Milligramm pro 1000 Personen. Aber: Am Platz im Europa-Ranking ändert dies nichts. An erster Stelle liegt übrigens die belgische Stadt Antwerpen, Zürich belegt Rang vier.