Ein Berner Hotelier will das Saisonnierstatut wiedereinführen und Köche aus Lateinamerika holen. Unterstützung erhält er von der SVP.
Fachkräftemangel
Viele Gastro-Betriebe haben Mühe, Angestellte zu finden. Ein Hotelier möchte nun Köche aus Maghreb-Staaten oder Lateinamerika holen. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Berner Hotelier will den Fachkräftemangel mit dem Saisonnierstatut bekämpfen.
  • Dadurch könnte er Angestellte aus Drittstaaten für einige Monate holen.
  • Die Unia hält dies für nicht angebracht, es brauche bessere Löhne.

Der Fachkräftemangel in der Schweizer Gastrobranche ist verheerend: Restaurants suchen händeringend nach Angestellten, sind aber dennoch häufig unterbesetzt. «Maria's Esszimmer» in Beinwil am See AG musste gar schliessen. Nur wenig besser ist die Lage im Hotel Doldenhorn in Kandersteg BE: Wegen fehlenden Personals ist es am Dienstag geschlossen.

Gegenüber der «Berner Zeitung» erklärt Hotelier René Maeder, dass sechs Stellen vakant seien, er aber kein Personal finde. Die Stelle eines Souchefs habe er kürzlich ausgeschrieben. Auf dem Schweizer Stellenportal erhielt er keine einzige Bewerbung, auf einem internationalen hingegen rund 60.

Fachkräftemangel
Fehlende Arbeitskräfte bereiten der Gastrobranche Sorgen. - keystone

Doch obwohl 30 davon «verwertbar» gewesen seien, habe er niemanden anstellen können: Die Bewerber kamen nicht aus dem europäischen Raum, bräuchten also eine Arbeitsbewilligung. Diese wird aber nur an gut qualifizierte Personen vergeben, Bedingung ist ein Hochschul- oder Fachhochschulabschluss.

Hotelier Maeder, der auch Kandersteger Gemeindepräsident ist, schlägt eine Lösung vor: die Wiedereinführung des Saisonnierstatuts. Diese Forderung äusserte der Mitte-Politiker an einem Podium der Berner Küchenchefvereinigung.

Das Saisonnierstatut wurde 1931 eingeführt und erlaubte es, billige Arbeitskräfte in die Schweiz zu holen. Sie erhielten eine auf einige Monate begrenzte Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung. Die Familien durften aber nicht kommen, eine Integration gab es nicht. 2002 wurde es wieder aufgehoben.

Auch SVP ist Saisonnierstatut nicht abgeneigt

SVP-Nationalrätin Nadja Umbricht Pieren befürwortet Maeders Forderung. Auf dem Podium begründet sie es damit, dass so fehlende Arbeitskräfte in Gastronomie und Gemüsebau saisonal eingestellt werden können. Das «Problem der unkontrollierten Zuwanderung» würde sich aber nicht verschlimmern. Denn Saisonniers zählen nicht zur ständigen Wohnbevölkerung.

Köche
In der Schweiz fehlt es an Köchen. - keystone

Die Wiedereinführung des Saisonnierstatuts fände die Unia «nicht angebracht», wie Sprecher Philipp Zimmermann sagt. Saisonniers seien dem Arbeitgeber wegen des an den Vertrag gebundenen Aufenthalts ausgeliefert gewesen. Sie seien Arbeitskräfte ohne Rechte gewesen. Die Folge davon seien Lohndumping und soziale Missstände.

Hotelier Maeder: «... dann muss der Kaffee 6.50 kosten»

Maeder aber will nicht billige Arbeitskräfte ins Land holen, Hilfskräfte wie Tellerwäscher habe er stets genug. Ihm fehlten Fachkräfte und Personen mit Führungserfahrung.

Weil auch der europäische Markt ausgetrocknet sei, könne er keine Angestellten durch die Personenfreizügigkeit holen. Potential aber sehe er beispielsweise in den Maghreb-Staaten oder Lateinamerika.

Sollte das Saisonnierstatut wegen des Fachkräftemangels wieder eingeführt werden?

Damit liesse sich der Fachkräftemangel nicht beheben, so Zimmermann von der Unia. Es bräuchte bessere Arbeitsbedingungen und Löhne. Hotelier Maeder sieht dies auch als Lösungsmöglichkeit. «Dann muss aber auch der Kaffee 6.50 kosten.»

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