Klassische Moderne trifft im Kunsthaus Zürich auf Gegenwartskunst
Das Werk des 1919 verstorbenen deutschen Bildhauers Wilhelm Lehmbruck trifft im Kunsthaus Zürich auf den Schweizer Gegenwartskünstler Yves Netzhammer.

Die Ausstellung stellt die Verletzlichkeit des Menschen in den Vordergrund. Es sind zwei Künstler, die auf den ersten Blick unterschiedlicher kaum sein könnten: Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) schuf menschliche Figuren mit den klassischen Materialien Gips, Steinguss und Terrakotta – seltener auch in Bronze und Marmor.
Der 1970 geborene Yves Netzhammer hat sich einen Namen als Computerkünstler, Zeichner sowie als Schöpfer von Video- und hybriden Installationen gemacht.
Dass das Kunsthaus Zürich die beiden Künstler in einem «transhistorischen», also die Zeiten umspannenden, Dialog zusammenbringt, kommt nicht von ungefähr. Netzhammer, der auch als Gestalter der Ausstellung aufgeführt ist, ist bereits mehrfach im Lehmbruck-Museum in Duisburg in Erscheinung getreten.
Tatsächlich erscheinen viele Werke Netzhammers wie eine digitale Weiterführung von Lehmbrucks Werk. Das offenbart sich auch inhaltlich: Das Spätwerk des Bildhauers zeigt den Menschen von der verletzlichen Seite.
Stille Mahnmale eines neuen Humanismus
In Trauer, Nachdenklichkeit und Verzweiflung wirken seine Figuren wie stille Mahnmale und kraftvolle Symbole eines neuen Humanismus, schreibt das Kunsthaus. Die innere Zerrissenheit seiner Skulpturen sind gewissermassen auch Abbilder des Gemütszustands des Künstlers in seinen letzten Lebens- und Schaffensjahren.
Lehmbruck nahm sich 1919 das Leben. Seine Kunst wurde später von den Nationalsozialisten für «entartet» erklärt. Der Name Lehmbruck mag heute etwas im Schatten seiner Zeitgenossen, etwa Rodin oder Brančuşi, stehen.
Zu seinen Lebzeiten und auch darüber hinaus gehörte er aber durchaus zu den international anerkannten Künstlerpersönlichkeiten. Davon zeugen viele Museumsausstellungen sowie die Teilnahme an der Armory Show in New York und vielbeachtete posthume Auftritte an der Documenta I und III in Kassel in den 1950er- und 60er-Jahren.
Die Ausstellung «O Mensch! Wilhelm Lehmbruck – Die letzten Jahre» im Dialog mit Yves Netzhammer läuft vom 24. Oktober 2024 bis zum 18. Januar 2026.