Ungeduldige Autofahrer sorgen bei einer Mutter aus dem Thurgau für Empörung. Bei einer Verkehrsschulung fuhren zwei Autos wieder los; sie wollten nicht warten.
Obwohl das Kind mit Polizist am Strassenrand stand, fuhr das Auto einfach durch. - Facebook
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Das Wichtigste in Kürze

  • Pro Jahr sterben in der Schweiz 13 Personen bei einem Unfall auf dem Fussgängerstreifen.
  • Verkehrsinstruktoren zeigen Kindern auf, wie sie sich am Streifen verhalten sollen.
  • Bei einer solchen Schulung im Thurgau hat kürzlich ein Autofahrer die Geduld verloren.

«Was sich heute am Fussgängerstreifen abspielte, schockiert mich ganz ehrlich.» So schildert einer Mutter aus dem Kanton Thurgau einen Vorfall, der sich kürzlich bei der Verkehrsschulung mit ihrem eigenen Kind ereignete.

Denn obwohl das Kindergartenkind, ein Polizist mit Leuchtweste und sie am Strassenrand standen und warteten, seien zwei Autofahrer einfach durchgefahren. Es habe ihnen zu lange gedauert, bis das Kind loslief, schildert die Frau auf Facebook.

Die Mutter schildert, was sich am Fussgängerstreifen zugetragen hatte.
Und sie weist darauf hin, dass vier- oder fünfjährige Kinder Geräusche anders wahrnehmen als Erwachsene.
Fussgänger Symbolbild
Fussgänger haben am Fussgängerstreifen Vortritt. Doch die Fahrzeuge müssen rechtzeitig anhalten können. Man darf sie nicht zu einer Vollbremsung zwingen. (Symbolbild)
Fussgängerstreifen
Erwachsene sollten am Fussgängerstreifen immer eine Vorbildfunktion für die Kinder einnehmen.
Kantonspolizei Wallis
Pro Jahr werden auf Fussgängerstreifen rund 230 Personen schwer verletzt, so die Beratungsstelle für Unfallverhütung. (Symbolbild)

Und sie zeigt sich schockiert darüber: «Wir Erwachsenen sind tatsächlich nicht fähig, in unserem gestressten Alltag auch nur eine Minute Zeit zu entbehren für unsere kleinsten, jüngsten und gefährdetsten Verkehrsteilnehmer.»

Die Mutter weist zudem darauf hin, dass Kinder Geräusche, Distanzen und Gefahren nicht gleich gut einschätzen können wie Erwachsene.

«Kinder müssen jederzeit damit rechnen»

Steht es wirklich so schlecht um die Geduld der Autofahrer? «Grundsätzlich nehmen wir die Geduld und Rücksicht der Autofahrerinnen und Autofahrer positiv wahr, mit wenigen Ausnahmen», erklärt Roxanne Gräflein vom Mediendienst der Kantonspolizei Thurgau auf Anfrage. Es komme aber leider ab und zu vor, dass Autofahrer nicht anhalten, wenn Kinder die Strasse überqueren wollen.

Suchen Sie am Fussgängerstreifen immer den Blickkontakt mit dem Autofahrer?

Diese Situationen würden von den Verkehrsinstruktoren in den Kindergärten auch thematisiert. «Wenn tatsächlich ein Autofahrer nicht anhält, wie auch im geschilderten Fall, ist das im Prinzip eine 1:1-Schulung. Die Kinder müssen jederzeit damit rechnen, dass das passieren kann», so Gräflein.

Deshalb lege die Kantonspolizei Thurgau sehr viel Wert darauf, dass die Kinder warten, bis das Fahrzeug vollständig zum Stillstand gekommen sei, bevor sie loslaufen.

Fussgänger darf Auto nicht zur Vollbremsung zwingen

Wer zu Fuss unterwegs ist, hat am Fussgängerstreifen Vortritt. Trotzdem sterben pro Jahr 13 Fussgängerinnen und Fussgänger bei einem Unfall auf einem Fussgängerstreifen, 230 verletzen sich schwer, schreibt die Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu.

Der Vortritt gilt jedoch nicht ausnahmslos. Die Fahrzeuge müssen rechtzeitig anhalten können und dürfen nicht zur Vollbremsung gezwungen werden. Die bfu gibt Tipps, wie das am besten verhindert wird: Sich klar am Strassenrand positionieren und den Blickkontakt zu den Lenkern suchen.

Zudem soll man als Fahrzeuglenker besonders auf Kinder achten. Auch die betroffene Mutter aus dem Thurgau appelliert an die Autofahrer: «Bitte, liebe Verkehrsteilnehmer, kein Stress der Welt ist es Wert, das Leben eines Kindes zu gefährden.»

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