Kanton Bern: Alkverkauf – Verkäufer haben Alter falsch ausgerechnet
Bei vom «Blauen Kreuz» durchgeführten Testkäufen wurde in 41,2 Prozent der Fälle Alkohol an Minderjährige verkauft. Gegenüber dem Vorjahr ein massiver Anstieg.

Das Wichtigste in Kürze
- 2023 hat das «Blaue Kreuz» im Kanton Bern insgesamt 277 Alkoholtestkäufe durchgeführt.
- Ernüchterndes Fazit: In 41,2 Prozent der Fälle kam es zu einem Verkauf an Minderjährige.
- Im Vorjahr lag die Zahl bei gerade mal 25,8 Prozent – die Testkäufer schlagen Alarm.
Im Kanton Bern zeichnet sich ein besorgniserregender Trend ab, was den Verkauf von Alkohol an Minderjährige angeht. Bei insgesamt 277 Testkäufen im Jahr 2023 kam es in 41,2 Prozent der Fälle zu einem illegalen Verkauf. Dies teilt das «Blaue Kreuz Bern-Solothurn-Freiburg» mit.
Im Vorjahr sei der Anteil nur bei 25,8 Prozent gelegen. Getestet habe man Gastronomiebetriebe, Detailhandelsgeschäfte und Veranstaltungen im gesamten Kanton.
In mehr als der Hälfte der Verkaufsfälle wurde nicht nach dem Alter beziehungsweise dem Ausweis gefragt, heisst es weiter. In einigen Fällen sei der Ausweis verlangt worden, dann aber «das Alter falsch ausgerechnet oder trotzdem verkauft» worden.
Eine ernüchternde Bilanz
Lea Leuenberger, Jugendschutz-Verantwortliche beim «Blauen Kreuz», äussert sich besorgt: «Es ist erschreckend, dass die Zahlen 2023 wieder so stark gestiegen sind. Es kann nicht sein, dass Verantwortliche und Verkaufspersonen dem Jugendschutz so wenig Aufmerksamkeit schenken und sich nicht an die Vorgaben halten.»
Im Laufe des Jahres habe man Massnahmen umgesetzt, wie beispielsweise Schulungen in fehlbaren Betrieben.
Dazu betont Leuenberger: «Es muss weiterhin alles unternommen werden, um minderjährige Jugendliche besser zu schützen. Es gibt keine Entschuldigung, wenn es um den Jugendschutz geht.»
«Blaues Kreuz» führt seit Vierteljahrhundert Testkäufe durch
Laut eigenen Angaben führt das «Blaue Kreuz Bern-Solothurn-Freiburg» im Kanton Bern seit 25 Jahren Alkoholtestkäufe durch. Dies geschehe im Auftrag der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) des Kantons.
Im Jahr 2020 war die Zahl der illegalen Alkoholverkäufe bereits mit 42,6 Prozent sehr hoch. 2022 lag der Anteil dann bei nur noch 25,8 Prozent. Jetzt folgt also wieder ein rapider Anstieg.
Wie das «Blaue Kreuz» mitteilt, sind auch für das kommende Jahr weitere Testkäufe im Kanton Bern geplant.