Mitte April hat das Stadtzürcher Parlament die Pläne der UBS für ein 108-Meter-Hochhaus in Altstetten besiegelt. Zum Leidwesen der Grünen und der AL.
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UBS-Logo am Hauptsitz am Zürcher Paradeplatz. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die UBS will in Zürich-Altstetten einen 108-Meter-Bürokomplex errichten.
  • Den Jungen Grünen geht dies gehörig gegen den Strich.
  • Mit einem Referendum will man den Neubau noch verhindern.
  • Kritik äussert die Jungpartei auch an der SP.
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Es soll das viertgrösste Gebäude der Stadt werden: das UBS-Hochhaus unweit des Bahnhofs Altstetten. 108 Meter hoch, mit Holzelementen, Solarpanels und begrünten Fassaden ausgerüstet.

Erst vor zwei Wochen hiess der Zürcher Gemeinderat den privaten Gestaltungsplan mit dem mysteriösen Namen «Areal VZA1» gut, den die Grossbank zusammen mit der Stadt erarbeitet hatte. Ab 2029 sollen im Bürokomplex an der Max-Högger-Strasse 81 rund 2700 Menschen arbeiten – über 1000 mehr als heute. Zumindest, sofern alles nach Plan läuft.

Doch wo Hochhäuser geplant sind, ist Widerstand nicht weit. Bereits bei der Schlussabstimmung im Parlament kam es zur Spaltung der linken Ratshälfte: Während sich die SP auf die Seite der Bürgerlichen stellte, sprachen sich Grüne und AL gegen das Projekt aus. Ohne Erfolg. Jetzt haben die Jungen Grünen das Referendum ergriffen.

Schlecht für Umwelt und Stadtbevölkerung

Das Grossprojekt im Kreis 9 sei zu unökologisch, so die Gegnerinnen und Gegner. «Abriss und Neubau verursachen in jedem Fall grosse Mengen an Treibhausgasen – davon verantwortet die UBS mit ihrer Investitionspolitik bereits zu viele», heisst es in der Medienmitteilung der Jungpartei. Daran ändere auch der Einsatz von Holz und Kletterpflanzen an der Fassade nichts. Zudem seien Hochhäuser per se schlecht fürs Klima, da sie enorm viele Ressourcen brauchen würden.

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Das UBS-Hochhaus wäre eines der höchsten Gebäude Zürichs – hinter den geplanten Türmen des Hardturmprojekts, dem Prime Tower und dem Swissmill-Silo. - Tsüri.ch / zVg

Ein weiteres Problem sieht die Partei darin, dass keine Wohnungen, sondern lediglich Arbeitsplätze geplant seien: «Mit immer neuen Bürotürmen wächst auch der Druck auf den Wohnungsmarkt.» Denn wo die zusätzlichen UBS-Mitarbeitenden wohnen sollen, darum kümmere sich die Grossbank nicht.

Martin Busekros von den Jungen Grünen vermutet deshalb, dass aufgrund des Zuwachses an Gutverdienern weitere Menschen aus der Stadt verdrängt würden: «Das Projekt der UBS zeigt exemplarisch, welche Auswirkungen die Standortförderung auf die Stadtzürcher Bevölkerung hat.» Es brauche zwingend eine gute Durchmischung und ein «angemessenes Verhältnis» von Wohnen und Arbeiten, sagt der Gemeinderat. Eigentlich eine links-grüne Forderung.

Mit einer Ausnahme: Im Fall des UBS-Hochhauses befand die SP die Pläne für gut. Und verhalf so den bürgerlichen Kräften zu einer Mehrheit.

SP befürwortet das Projekt

Die Jungen Grünen können diese Entscheidung nicht nachvollziehen: «Ausgerechnet jene Partei, die am lautesten schreit, wenn es um knappen und teuren Wohnraum geht, winkte die Vorlage durch.» Die einzige Bedingung der Sozialdemokraten: längere Öffnungszeiten für die geplante Rooftopbar.

Anfang April reichten die SP-Gemeinderäte Angelica Eichenberger und Marco Denoth ein Begleitpostulat ein, das die öffentliche Nutzung des obersten Geschosses für mehr als 25 Stunden pro Woche ermöglichen sollte. Weil Denoth befürchtete, dass der Vorstoss abgelehnt werden könnte, habe er ihn wieder zurückgezogen, erklärt er. So könne der Stadtrat die Möglichkeit einer verlängerten Nutzungsdauer trotzdem noch prüfen, so der Politiker.

Sind Sie auch gegen den UBS-Hochhaus-Neubau in Zürich?

Dass die Jungen Grünen den privaten Gestaltungsplan kritisieren, nimmt Denoth einigermassen gelassen. Verstehen kann er es trotzdem nicht: «Es geht durch das neue Hochhaus kein bestehender Wohnraum verloren.» Zudem sei der Standort für ein derartiges Bürogebäude gut gewählt. «Dank des nahe gelegenen Bahnhofes Altstetten ist es auch für Mitarbeitende aus anderen Gegenden der Stadt oder ausserhalb gut erreichbar», sagt Denoth.

Ähnlich argumentiert sein Parteikollege Mathias Egloff. Wie Denoth kennt er als Mitglied der zuständigen Sachkommission das Projekt gut. «Scheinbar schätzen wir die Auswirkungen auf das Klima und den Wohnungsmarkt unterschiedlich ein», sagt Egloff zur Kritik.

Er spricht sich klar für die Pläne der UBS aus. Das Hochhaus würde die Gegend städtebaulich aufwerten sowie den Langsamverkehr fördern. «Nichts zu machen, ist auch keine Lösung.»

Unterschriften sammeln am 1. Mai

Nichts machen wollen auch die Jungen Grünen nicht. Bis Mitte Juni hat die Partei Zeit, die geforderten 2000 Unterschriften zu sammeln und einzureichen.

Dafür werde man am 1. Mai und an der Wohndemo vom 25. Mai in Zürich präsent sein, sagt Martin Busekros.

Komme das Referendum zustande, will man in einer Kampagne aufzeigen, wie ein «angemessenes Verhältnis» von Büros und Wohnungen aussehen kann und wie sich die Stadt auch ohne den Bau von Hochhäusern verdichten lasse. Noch ist das Projekt «Areal VZA1» also nicht in trockenen Tüchern.

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Hinweis: Dieser Artikel ist zuerst bei «Tsüri.ch» erschienen. Autorin Isabel Brun ist Redaktorin beim Zürcher Stadtmagazin.

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