Jetzt essen schon Hunde und Katzen «glutenfrei»
Hunde essen jetzt «gesund». Eine neue Auswertung zeigt, worauf Tierhalter besonders achten – und dass Katzen in Sachen Ernährung unkomplizierter sind.

Das Wichtigste in Kürze
- Hundebesitzer achten bei ihren Vierbeinern vermehrt auf Futter mit trendigen Labels.
- Ein gesundheitlicher Nutzen kann jedoch, bis auf Einzelfälle, nicht nachgewiesen werden.
- Auch Futtersäcke mit Nahrungsergänzungsmitteln werden oft gekauft.
«Gesunde» Ernährung boomt. Wohin man auch schaut, die Verpackung von Lebensmitteln sind mit verheissungsvollen Etiketten versehen. «Glutenfrei», «zuckerfrei» oder «mit Protein» prangen auf Pasta, Snacks und Müesli.
Ob Convenience, Überzeugung oder Marketing: Immer mehr Menschen greifen zu solchen Produkten – in der Annahme, ihrem Körper damit etwas Gutes zu tun.
Jetzt zeigt der Onlinehändler Digitec Galaxus: Der Trend lässt sich auch auf den Futternapf der Vierbeiner übertragen. Immer mehr Hundehalter kaufen Futter, das mit denselben Schlagworten wirbt wie menschliche Produkte.
Getreidefrei liegt im Trend
Die Auswertung stellt getreidefreies Hundefutter ins Rampenlicht. Mit rund 40 Prozent ist es die beliebteste Wahl.
Auch Varianten ohne künstliche Zusätze gewinnen an Gewicht: Ihr Anteil liegt derzeit bei 20 Prozent. Mit 15 Prozent liegt Futter ohne Farb- und Konservierungsstoffe auf Platz drei, Futter ohne Zucker auf Platz vier.
Doch macht das Hunde tatsächlich gesünder? Laut einer Analyse der Fachzeitschrift Animals bieten getreidefreie Diäten keinen nachweisbaren gesundheitlichen Vorteil. Nur bei bestätigter Glutenunverträglichkeit könne ein solcher Ernährungsplan sinnvoll sein.
Aber: Getreidefreie Formulierungen würden in der Regel einen höheren Protein- und Fettgehalt aufweisen. Solche Diäten können also, so die Studie, trotzdem potenzielle Vorteile bieten.
Die Autoren nennen beispielsweise die verbesserte Blutzuckerkontrolle und Schmackhaftigkeit. Gleichzeitig ist das Futter weniger mit Mykotoxinen – also giftigen Stoffwechselprodukten von Schimmelpilzen – belastet.
Eine getreidefreie Diät berge jedoch auch Risiken. Und: «Darüber hinaus verringert das Vorhandensein oder Fehlen von Getreide in der Ernährung das Risiko von Allergien nicht.»
Unterschiede zwischen Katzen und Hunden
Auch bei den Katzenbesitzern liegen die beliebtesten Futter-Spezifikationen bei «getreidefrei» und «glutenfrei».
Katzen sind auf tierische Proteine angewiesen. Sie gelten als reine Fleischfresser und benötigen bestimmte Stoffe, die nur in tierischem Gewebe vorkommen.
Hunde hingegen können auch pflanzliche Bestandteile verwerten. Diese Flexibilität macht ihre Besitzer empfänglicher für Trends wie «getreidefrei» oder «zuckerfrei».
Unabhängig von Labels bleibt Geflügel im Gesamtsortiment der Favorit – Poulet dominiert sowohl bei Katzen- als auch bei Hundefutter. Es gilt als leicht verträglich und ist vergleichsweise günstig.
Nährstoffe gehen durch Verarbeitung verloren
Auch Nahrungsergänzungsmittel stehen auf der Bestellliste weit oben. Besonders gefragt sind die Vitaminzusätze D3, A und E.
Ganz ohne Grund ist das nicht: Früher deckten die Vorfahren der heutigen Haustiere ihren Nährstoffbedarf durch den Verzehr ganzer Beutetiere. Heute gehen bei industrieller Verarbeitung, etwa durch Erhitzung, wichtige Vitamine verloren.
Ergänzungen sollen diese Lücken schliessen – und sie liegen voll im Trend. Nahrungsergänzung ist längst nicht nur bei den Menschen beliebt, sondern auch Teil moderner Tierpflege.
Zwischen Lifestyle und Wissenschaft
Klar ist: Mit dem Label «getreidefrei» werden weniger die Tiere als deren Besitzer angesprochen. Der Griff zu Produkten mit Gesundheitsversprechen ist damit, auch im Tierregal, längst Routine.
Gleichzeitig werden aber auch mögliche Risiken diskutiert, etwa ein Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Problemen bei Hunden. Ob diese auf die Zusammensetzung oder auf fehlende Inhaltsstoffe zurückgehen, ist jedoch unklar.
Am Ende bleibt die klare Marketingstrategie: Wer sich selbst gesund ernährt, möchte das auch für sein Haustier.