Trotz moderner Kläranlagen gelangt mit dem Abwasser von Industriebetrieben eine Vielzahl von synthetischen Verbindungen in die Gewässer. Darunter sind auch problematische Stoffe, wie eine neue Studie zeigt. Die Branche hat erste Massnahmen ergriffen.
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Eine Abwasseranlage in der Schweiz. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Abwasser aus der pharmazeutischen und chemischen Industrie kann auch nach der Behandlung in einer Kläranlage potenziell gefährliche Stoffe enthalten.

Diese können sehr langlebig sein, sich in Organen von Organismen anreichern oder die Bildung von Resistenzen - etwa in Bezug auf Antibiotika - fördern. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie des Wasserforschungsinstituts Eawag und der ETH Zürich, über die am Dienstag informiert wurde.

Viele Stoffe fallen demnach in der bisher üblichen Überwachung durch die Maschen, weil schlicht nicht nach ihnen gesucht wird.

Für die Studie haben Forscherinnen und Forscher das gereinigte Abwasser aus elf Kläranlagen über Monate hinweg näher analysiert. Die Anlagen hatten ganz unterschiedliche Anteile von Industrieabwasser zu bewältigen, von 0 bis 100 Prozent.

Eine der Schlussfolgerungen der Studie ist, dass die gängige Praxis zur Prüfung und möglichen Verbesserung der Abwasserqualität ungenügend ist. So komme meist eine Standardliste mit Schadstoffen zum Einsatz, nach denen gesucht wird. Besser wäre, an jedem Standort genau hinzuschauen und massgeschneiderte Monitoring-Programme zu entwickeln. Dies, weil je nach Art der Produktion eines Industriebetriebs und der Vorbehandlung des Abwassers ganz unterschiedliche Stoffe in die Kläranlagen gelangen können.

Scienceindustries, der Schweizer Branchenverband von Chemie, Pharma und Life Sciences, hat in einer Mitteilung Stellung genommen zu den Ergebnissen der Studie. Der Verband kritisiert die Mitteilung zu der Studie als «alarmistisch». Es sei nicht so, dass die Mehrzahl der modernen Kläranlagen die Abwässer nur unzureichend von Chemikalien reinigen könnten.

Trotzdem teilt die Branche gewisse Schlussfolgerungen der Studie, etwa bezüglich der Notwendigkeit von massgeschneiderten Monitoringprogrammen. Gezielte Massnahmen bei der Produktion und beim Abwassermanagement könnten dabei helfen, Gewässer noch besser zu schützen.

Einige Mitgliedsunternehmen des Verbandes hätten zudem an der Studie mitgewirkt, indem sie Informationen zu den hergestellten Substanzen mitgeteilt haben. Darüber hinaus seien bereits erste Massnahmen ergriffen worden.

So habe durch eine Anpassung an einem Vorbehandlungssystem sichergestellt werden können, dass eine bei der Studie festgestellte Substanz gar nicht mehr entstanden sei.

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