In der Schweiz ertrinken fast nur Männer
Die heissen Temperaturen laden zum Baden in offenen Gewässern ein. Dabei ertrinken jährlich im Schnitt 46 Personen. Es handelt es sich fast nur um Männer.

Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz ertrinken dieses Jahr voraussichtlich mehr Personen als sonst.
- Dabei handelt es sich fast nur um Männer: Frauen ertrinken dreimal weniger.
- Schuld sei meistens die Selbstüberschätzung, glaubt die Lebensrettungs-Gesellschaft.
Wegen der heissen Temperaturen in diesem Sommer strömen Schweizerinnen und Schweizer an die Flüsse und Seen im ganzen Land. Doch die Abkühlung birgt auch Risiken, in hiesigen Gewässern ertrinken seit 2012 im Schnitt 46 Menschen pro Jahr. Auffällig: 80 Prozent der Opfer sind männlich.

Auch 2021 zeige sich bei der Geschlechterverteilung ein bekanntes Bild, sagt Christoph Merki, Mediensprecher der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG. «Rund drei Viertel der tot im Wasser geborgenen oder der unmittelbar anschliessend verstorbenen Menschen sind männlich.»
Männer überschätzen sich im Wasser
Man wisse zwar von keinen Studien, welche die Hintergründe genau untersuchen, so Merki. Die SLRG vermutet dahinter aber ein verzerrtes Risikobewusstsein und Selbstüberschätzung bei Männern. «Es ist anzunehmen, dass die Häufung der männlichen Todesopfer eher auf das Risikoverhalten denn auf eine höhere Exposition zurückzuführen ist.»
Gemäss der Statistik ist die Altersgruppe von 15 bis 29 Jahren gefährdet. «Das Unfallausmass nimmt da zu, wo die direkte Einflussnahme von Aufsichtspersonen abnimmt.» Bei jüngeren Opfern könne auch die Affinität zu waghalsigeren Aktionen mit einer erhöhten Risikobereitschaft einhergehen. Gefährlich sei insbesondere der Konsum von Alkohol beim Bade- und Bötli-Spass, warnt Merki.
Überdurchschnittlich viele Opfer für 2022 prognostiziert
Für diesen Sommer gibt es noch keine abschliessenden Zahlen, doch die SLRG rechnet mit mehr Unfällen als im regenreichen vergangenen Jahr. «Natürlich suchen die Leute bei schönen und warmen Temperaturen vermehrt die Abkühlung am, im und auf dem Wasser.»
Wichtig sei daher immer, sich an die Bade- und Flussregeln der SLRG zu halten. «Der Körper sollte vor dem Sprung ins Wasser nass gemacht werden, damit er vom Temperaturunterschied nicht überfordert ist.» Sonst könnte er im schlimmsten Fall kollabieren.