Wenn es zu Hause nicht klappen will, holt man sich einfach im Ausland einen Lover: Viele ältere Schweizerinnen suchen dort gezielt eine deutlich jüngere Liebe.
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Immer mehr ältere Europäerinnen gehen für Sex und Liebe ins Ausland. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele ältere Schweizerinnen suchen im Netz und vor Ort jüngere Männer im Ausland.
  • Dort gibt es teilweise tatsächlich ein grosses Dating- und Sex-Angebot – aus Geldnöten.
  • Weiblicher Sex- und Liebestourismus hat in den letzten Jahren sogar zugenommen.
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Für manche Seniorinnen will es mit Liebe oder mit Sex in der Schweiz nicht klappen. Gerade im Alter ist Einsamkeit weitverbreitet, wie die Altersorganisation Pro Senectute schreibt.

Die Lösung für immer mehr von ihnen: Viele suchen im Ausland weiter – dort ist das Angebot da. Auch junge Männer sind bereit, deutlich ältere Frauen zu daten oder mit ihnen zu schlafen. Oft aus Geldnot.

«In den letzten zehn Jahren hat es zugenommen, dass Europäerinnen für Sex oder Liebe ins Ausland reisen. Schliesslich haben mehr Frauen mehr frei verfügbares Einkommen», sagt Jacqueline Sanchez Taylor zu Nau.ch. Sie ist Soziologin an der Londoner Universität Royal Holloway und forscht unter anderem zu weiblichem Sextourismus.

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Es gibt immer mehr männliche Sexarbeiter. (Archivbild) - keystone

«Frauen kaufen auch zu Hause Sex. Aber auf Reisen ist es einfacher, weil sie sich einreden können, es handele sich um eine Romanze.» Hinzu kommt: «Es ist weniger wahrscheinlich, dass andere davon erfahren.» Ein weiterer Grund sei, dass mehr Männer – unter anderem aus Armut – in der Sexindustrie arbeiten würden.

Europäerinnen reisen für Sex nach Kuba, Tunesien und Ägypten

Beliebte Länder für weiblichen Sex- und Liebestourismus liegen vor allem im Süden. «Es kommt darauf an, wie beliebt ein Reiseziel im jeweiligen Land ist. Britische Frauen gehen eher nach Jamaika oder Kenia, spanische nach Kuba und Deutsche nach Tunesien.»

Beliebt sind Berichten zufolge auch Gambia oder Ägypten – dort hat die Bernerin Rafaela Z.* während einiger Monate gearbeitet. «Ich habe solche Pärchen oft am Strand gesehen, ältere Europäerinnen mit deutlich jüngeren Ägyptern», erinnert sie sich bei Nau.ch.

Würden Sie eine Person daten, die mehr als 20 Jahre jünger ist als Sie?

Von dem Phänomen kann auch der junge Ägypter Shukran B.* aus dem Ferienort Hurghada ein Lied singen. Er lebt heute in der Schweiz.

«Ich kenne einige solche Geschichten. Diese Männer haben ihr Leben lang hart gearbeitet, aber haben trotzdem nichts. Europäische Frauen sind dann ihre einzige Möglichkeit, an Geld zu kommen.»

«Er will Geld, sie einen jungen Typen zum V*geln»

Viele dieser «Toyboys» kämen aus ärmeren Familien und hätten oft wenig Bildung. «Wenn dann eine alte Lady aus Europa vorbeikommt, denken sie sich: ‹So kann ich alles haben, was ich will – warum nicht?›»

Er findet diese Beziehungen seltsam, wie er sagt: «Den Frauen ist bewusst, sie daten einen Mann, der so jung ist, dass er ihr Sohn sein könnte.» Es sei ein Geschäft. «Er will Geld, sie einen jungen Typen zum V*geln.»

Für den jungen Ägypter ist zudem klar, dass die meisten Seniorinnen wissen, worauf sie sich da einlassen. Als Opfer sieht er sie deshalb nicht. «Selbst wenn sie verliebt sind, Blumen bekommen und so weiter – ihnen muss klar sein, das ist alles fake.»

«Frau hatte innerhalb einer Woche drei Ferienromanzen»

Das glaubt auch Forscherin Taylor Sanchez: «Ich würde sagen, dass heutzutage die meisten Frauen wissen, was vor sich geht.» In der Regel seien sie den Männern gesellschaftlich überlegen – durch ihre Ethnie und Nationalität, ihr Alter, aber auch wirtschaftlich. «Ich glaube, dass sie diese globale Ungleichheit ausnutzen, um sich im sexuellen Austausch ermächtigt zu fühlen.»

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Weiblicher Sextourismus hat in den letzten Jahren zugenommen. (Symbolbild)
Grund
Ein Grund: Mehr Europäerinnen haben mehr Geld zur freien Verfügung. (Symbolbild)
Expert
Eine Expertin glaubt, dass viele ihre wirtschaftlichen und sozialen Vorteile ausnutzen und wissen, dass ihre Ferienromanze keine Liebe ist. (Archivbild)
Schweiz
Trotzdem gibt es ab und zu Schweizerinnen, die ihren Ferien-Liebhaber heiraten wollen. Das kann auch in Enttäuschung enden. (Symbolbild)
Privatdetektiv
Ein Privatdetektiv erhält ein- bis zweimal im Monat Anfragen von älteren Frauen, die ihren jüngeren Lover überprüfen lassen wollen. (Symbolbild)

Das kritisiert die Expertin. «In ihren Heimatländern wechseln sie vielleicht die Strassenseite, wenn sie nachts einen schwarzen Mann sehen. Aber im Ausland leben sie ihre Fantasien aus.»

Sie erinnert sich: «Ich habe einmal eine Frau interviewt, die innerhalb einer Woche drei Ferienromanzen hatte. Sie hat einen der Männer als ‹sehr, sehr dunkel› beschrieben.»

Ältere Frauen lassen ihren Lover vom Detektiv überprüfen

Für einige bleibt es jedoch nicht beim Sex. Es gibt auch Seniorinnen, die ihren Liebhaber in die Schweiz holen und heiraten – und dabei übers Ohr gehauen werden. Der Kriminalprävention ist das Phänomen bekannt, dass es junge Männer gibt, die deutlich ältere Schweizerinnen für Geld oder Papiere heiraten. «Das sind sogenannte Scheinehen.»

Wie viele solcher Ehen es gibt, dazu gibt es keine Zahlen. Dass man Hochzeiten wegen Scheinehe-Verdachts ablehnt, sei aber selten, sagt Roland Peterhans vom Verband für Zivilstandswesen.

Sextourismus unter Erwachsenen ...

Dennoch ist klar: «Ist die Schweizerin deutlich älter als ihr Partner aus dem Ausland, kann das ein Indiz dafür sein. Muss es aber nicht.»

Auch an Privatdetektiv Marcus Lentz gelangen immer wieder ältere Schweizerinnen, die ihren jüngeren Lover aus dem Ausland überprüfen lassen wollen. «Das kommt durchaus ein- bis zweimal im Monat vor. Meist geht es darum, festzustellen, ob die gemachten Angaben der Person korrekt sind. Oder auch darum, ob die Person noch andere Partnerschaften hat.»

Aufruf

Haben Sie schon einmal eine turbulente Ferien-Liebesgeschichte mit einem jüngeren Mann aus dem Ausland erlebt? Oder sind Sie schon einmal auf einen Liebesbetrug hereingefallen? Melden Sie sich unter redaktion@nau.ch.

*Namen von der Redaktion geändert

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