In der Walliser Gemeinde Monthey soll ab 2024 Treibstoff aus altem Öl hergestellt werden. Es handelt sich um das erste solche Projekt in der Schweiz.
Ein Mann tankt sein Auto.
Ein Mann tankt sein Auto. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Firma Helvoil sorgt für eine Neuheit in der Schweizer Treibstoffproduktion.
  • In Monthey soll ab 2024 erstmals Sprit aus Altöl gewonnen werden.
  • Insgesamt ist eine jährliche Menge von 100'000 Tonnen Treibstoff vorgesehen.

In Monthey im Unterwallis entsteht bis 2024 die erste Schweizer Fabrik zur Treibstoff-Herstellung aus gebrauchtem Speiseöl und tierischen Abfallfetten. Das Unternehmen Helvoil investiert 100 Millionen Franken in den Bau der Anlage.

Helvoil stellte das Projekt am Freitag auf dem Chemiestandort Monthey den Medien vor. Dort soll die Anlage auf einer Parzelle von rund 20'000 Quadratmetern inklusive Lagerhalle errichtet werden.

Genehmigung soll bis Ende 2022 da sein

«Wir werden unser Baugesuch noch vor Ende des Monats einreichen und hoffen, bis Ende Jahres die Genehmigung zu erhalten.» Dies sagte Helvoil-Verwaltungsratspräsident Luca Schenk der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Nach seinen Angaben unterstützt der Kanton das Vorhaben. An der Medienkonferenz war auch Staatsrat Christophe Darbellay (Die Mitte), Vorsteher des Wirtschaftsdepartements, anwesend.

Christophe Darbellay
Christophe Darbellay. - Keystone

Wenn alles nach Plan verläuft, soll die Fabrik Mitte 2024 eröffnet werden. Sie soll 100'000 Tonnen Treibstoff pro Jahr produzieren. Dies sei genug, um den Verbrauch des gesamten Strassengüterverkehrs zwischen Basel und Chiasso während zwölf Monaten zu decken. Oder alle Schweizer Dieselautos zweimal pro Jahr zu betanken, rechnete Schenk vor.

An der Tankstelle gezapft oder zum Beispiel mit Diesel gemischt: Hydriertes Pflanzenöl, kurz HVO (Hydrogenated Vegetable Oil), könne für den Strassenverkehr und grundsätzlich auch für den Luftverkehr verwendet werden. Dies nach einer zusätzlichen Produktionsphase. Dabei werden gebrauchtes Speiseöl und Fett aus Tierkadavern mittels katalytischer Reaktion unter Zugabe von Wasserstoff in Kohlenwasserstoffe umgewandelt.

Schweiz importiert 50'000 Tonnen HVO-Treibstoff

«In der Schweiz werden jährlich rund 150'000 Tonnen Pflanzenöl verbraucht. Davon können wir 20 Prozent, also 30'000 Tonnen, wiederaufbereiten. Die Hälfte davon stammt aus Grossküchen wie Burger- oder Kebab-Restaurants, die andere aus Sammelstellen für Privathaushalte. Der Rest muss aus den Nachbarländern Frankreich, Italien und Deutschland importiert werden», erklärte Schenk.

Zurzeit importiert die Schweiz den gesamten HVO-Treibstoff, den sie verwendet. Laut den Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung belief sich diese Menge auf 50'000 Tonnen im Jahr 2020, wie Schenk ausführte. «Das Werk in Monthey soll dazu beitragen, die Selbstversorgung der Schweiz mit erneuerbaren Kraftstoffen für den Strassenverkehr zu verbessern. Und das bei bis zu 90 Prozent geringeren CO2-Emissionen», sagt der Helvoil-Verwaltungsratspräsident weiter.

Auspuff beim Auto
Abgase strömen aus dem Auspuff eines Autos. (Symbolbild) - sda

Die Inbetriebnahme der Anlage erfordert eine Investition von rund 100 Millionen Franken. Laut Schenk ist die Summe vollständig finanziert durch einen UBS-Fonds. Dieser ist Schweizer Unternehmen gewidmet, die im Bereich der nachhaltigen Energieerzeugung tätig sind. Im Laufe der Zeit sollen bis zu 40 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Anders als in der Schweiz gibt es HVO-Fabriken bereits in Frankreich, Italien, den Niederlanden, den USA und Singapur. Rund 40 Ingenieure arbeiten seit zwei Jahren an dem Projekt für die geplante Fabrik im Wallis.

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