Hunderte Webcams in Schweiz streamen Bilder ins Netz
Weltweit übertragen Webcams Aufnahmen aus Haushalten oder Spitälern ins Netz, so auch hierzulande. Dagegen kann man sich schützen.

Das Wichtigste in Kürze
- Einer US-Firma zufolge übertragen hierzulande rund 300 Kameras Aufnahmen ins Netz.
- Weltweit fanden die Sicherheitsforscher über 40'000 ungeschützte Webcams.
- Setzt man Sicherheitstipps nicht um, könnten Haushaltsgeräte einfach missbraucht werden.
Sicherheitsforscher haben weltweit über 40'000 Kameras identifiziert, die teils sehr intime Aufnahmen ungeschützt ins Netz streamen.
Dabei handelt es sich etwa um Kameras in Privatwohnungen, Büros oder sensiblen Geschäfts- und Infrastrukturbereichen. Doch auch Aufnahmen von Patienten in Spitälern oder Bancomaten sind online zu finden.
Das schreibt der Cybersecurity-Spezialist Bitsight in einem Blog. Die Kameras seien eigentlich für die Sicherheit vorgesehen, bewirkten nun aber das Gegenteil.
300 Webcams in der Schweiz – mindestens
Entdeckt hat die US-Firma die Kameras per systematischem Internetscan. Spitzenreiter sind die USA mit 14'000 Kameras, gefolgt von Japan, Österreich, Tschechien und Südkorea.
Wie der zuständige Sicherheitsforscher João Cruz gegenüber «CH Media» mitteilt, hat seine Firma in der Schweiz 300 offene Kameras entdeckt. Verglichen mit den 1000 in Deutschland sind das viele.
Den offenen Kameras sind sich auch «böswillige Akteure» bewusst, lässt Cruz verlauten. Im Darknet habe man Gespräche über die schwach geschützten Kameras mitverfolgt.
Anlass zur Sorge ist zudem die Tatsache, dass man auf die Aufnahmen relativ einfach zugreifen kann.
So genügten laut Cruz in den meisten Fällen ein normaler Webbrowser und ein bisschen Neugier. «Was bedeutet, dass die Zahl von 40'000 Kameras wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs ist.»
Wie «CH Media» berichtet, ist das Thema dem Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (EDÖB) bekannt. Betreiber der Kameras würden oft ein zu schwaches Passwort benutzen und die Sicherheitsupdates nicht durchführen, heisst es.
Wichtig sei, dass das Produkt von einem vertrauenswürdigen Hersteller stamme. Zudem solle man «die Informationen zum Produkt gut studieren, bevor man es kauft», kommentiert eine EDÖB-Sprecherin.
Für den datenschutzkonformen Gebrauch einer Webcam sei der Betreiber verantwortlich.
Die Cybersecurity-Firma Bitsight hat zum besseren Schutz der Webcams diverse Tipps. Ob die eigene Kamera im Internet zugänglich ist, kann man selbst testen. Dazu kann man versuchen, mit einem Gerät ausserhalb des Heimnetzwerks darauf zuzugreifen.
Weitere Vorschläge sind: Standardbenutzernamen und -kennwörter ändern, Fernzugriff deaktivieren, Sicherheitsupdates durchführen, Zugriff mit VPNs oder Firewalls einschränken.
Des Weiteren sollen ungewöhnliche Aktivitäten überwacht und Warnmeldungen eingerichtet werden.
Auch Staubsauger und Lichtschalter gefährdet
Sicherheitslücken gibt es neben Kameras auch bei anderen Geräten, wie das Bundesamt für Cybersicherheit (Bacs) mitteilt. Dazu gehören unter anderem smarte Energiesteuerung, Staubsauger, Rasenmäher, Lichtschalter und Fernseher.
Für diese gibt es nicht selten Standard-Zugangsdaten, die laut Bacs häufig in online verfügbaren Bedienungsanleitungen enthalten seien. Heisst: Wechselt man die Zugangsdaten nicht, könnten die Geräte missbraucht werden.