Die Hochwasser-Lage in der Schweiz bleibt angespannt. Die Rekordwerte von 2005 wurden bisher noch nicht überschritten.
Reuss
Die Reuss hat in Luzern den Rekord von 2005 gebrochen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Für Bieler-, Thuner- und Vierwaldstättersee gilt aktuell die höchste Gefahrenstufe.
  • Die Rekordwerte von 2005 wurden bisher noch nicht überschritten.

Die Hochwasserlage in der Schweiz ist weiterhin angespannt und hat sich über Nacht teilweise verschärft. In Luzern hat der Pegel des Vierwaldstättersees die kritische Marke erreicht. Brücken wurden gesperrt. Die Pegelstände mancher Seen nähern sich den Rekord-Werten.

Seit Donnerstagmorgen sind vor allem im Kanton Schwyz und in der Walensee- und Alpsteinregion wieder 40 bis 70 Millimeter Niederschlag zusammengekommen, wie der Wetterdienst Meteonews am Freitag mitteilte. Die Hochwassersituation bleibe «akut».

Luzern Verwaldstättersee
Pegel des Verwaldstättersee liegt in Luzern nur knapp hinter dem Hochwasser-Wert von 2005. - Admin.ch

In der Stadt Luzern hat der Pegel des Vierwaldstättersees am Freitag um 10 Uhr die kritische Marke von 434,90 Meter über Meer erreicht. Bei dieser Höhe wird der Schwanenplatz überschwemmt, der zwischen See und Altstadt liegt. Aus diesem Grund wurden die Kapellbrücke, der Rathaussteg, die Reuss- und die Spreuerbrücke gesperrt. Die Ein- und Ausfahrt Luzern-Zentrum der A2 wurde wegen Hochwassers ebenfalls gesperrt.

Bielersee stabilisiert sich

In Stansstaad NW breitete sich das Hochwasser im Dorf weiter aus, wie die Gemeinde mitteilte. Die Feuerwehr errichtete deswegen weitere zusätzliche Fussgängerstege.

Am Bielersee stabilisierte sich derweil der Hochwasser-Pegel auf der höchsten Gefahrenstufe leicht. Mit 430,81 Metern über Meer lag der Pegel um 11 Uhr nur knapp unter dem Rekord von 2007 (430,88) und 46 Zentimeter über der Schadensgrenze. Damit gilt weiterhin die höchste Gefahrenstufe.

Die Hochwasserlage in der Schweiz hat sich über Nacht teilweise verschärft. In Luzern wurden deswegen am Freitag Brücken gesperrt.
Die Hochwasserlage in der Schweiz hat sich über Nacht teilweise verschärft. In Luzern wurden deswegen am Freitag Brücken gesperrt. - sda - KEYSTONE/URS FLUEELER

Auch der Pegel des Thunersees steigt weiter an. Der Wasserstand lag am Freitag um 11 Uhr mit 558,68 Metern über Meer 38 Zentimeter über der Schadengrenze. Bis zum Rekord des «Jahrhundertwassers» von 2005 fehlten noch rund 60 Zentimeter. 2005 erreichte der Pegel 559,25.

Auch Aare legt zu

Leicht angestiegen ist am Freitagmorgen erneut das Abflussvolumen an der Aare. An der Messstation Schönau in der Stadt Bern flossen nach 11 Uhr 550 Kubikmeter pro Sekunde vorbei. Der Rekord von 1999 liegt bei 613 Kubikmetern pro Sekunde.

In Zürich hat die Polizei private Bootsbesitzer vorerst zum Verzicht auf Ausfahrten aufgefordert. Damit sollen zusätzlicher Wellenschlag und Schwell respektive Schäden in Häusern an exponierten Uferpartien verhindert werden. Sie lancierte den Aufruf insbesondere mit Blick auf das bevorstehende Wochenende.

Aare
Die höchste Gefahrenstufe an der Aare dürfte auch in den kommenden Tagen gelten. - Admin.ch

Die Stadtpolizei Zürich verfügte zusätzlich, dass Motorschiffe auf dem Zürichsee auf Stadtgebiet nur noch mit maximal 10 Kilometer pro Stunde (km/h) fahren dürfen. Der kommerzielle Schiffsverkehr auf dem Zürichsee wurde von Freitag bis mindestens Samstag teilweise eingestellt.

Starker Niederschlag in Schwyz

Auch im Kanton Schwyz bleibt die Hochwasserlage nach Angaben der Kantonspolizei vom Freitag angespannt. Gesperrte Strassen gibt es vor allem im Gebiet um den Lauerzersee. Der Pegel des Sees war am Freitag nach starken Niederschläge zwischen Mitternacht und 8 Uhr um rund 30 Zentimeter gestiegen. Die Autobahn A4 zwischen Goldau und Seewen wurde deswegen gesperrt. Nicht befahrbar sind auch die Strassen Lauerz-Seewen und Lauerz-Brunnen. In Siebnen ist zudem eine Strasse wegen eines Erdrutsches gesperrt.

In Basel wurde als Vorsichtsmassnahme die Grenzacherstrasse temporär gesperrt. Das Rheinufer wurde laut Angaben von Polizei und Rettung Basel-Stadt auf Höhe Rankhof unterspült. Fachleute prüften, ob eine Gefährdung vorliegt.

Bereiten Ihnen die hohen Pegel der Seen und Flüsse in der Schweiz Sorgen?

Kritisch, aber unter Kontrolle ist die Lage in Genf. Um den Fluss Arve besser fliessen zu lassen und zu verhindern, dass die Kläranlage von Aïre überflutet wird, wurde der Durchfluss der Rhône am Seujet-Damm stark reduziert. Infolgedessen stieg der Pegel des Genfersees am Freitagmorgen auf 372,65 Meter, 11 Zentimeter höher als am Vortag und 35 Zentimeter höher als der übliche maximale Sommerpegel.

Die Neuenburger Kantonsregierung hat am Freitag nach Absprache mit den anderen Anliegerkantonen Waadt und Freiburg ein Aktivitätsverbot für den ganzen Neuenburgersee erlassen. Auch Baden und Tauchen sind bis auf Widerruf untersagt. Die gewerbsmässige Schifffahrt bleibt erlaubt, der touristische Verkehr muss ruhen. Es gilt Gefahrenstufe 4 von 5. Vom Verbot betroffen sind auch der Murten-, Schiffenen- und Greyerzersee, wie der Kanton Freiburg via Twitter mitteilte.

Unwetter Aare Gewitter Hochwasser
Die Feuerwehr stellt zum Schutz vor dem Hochwasser Beaver im Berner Matte-Quartier auf am 15. Juli 2021. Foto: Marcel Bieri
Die Feuerwehr der Stadt Luzern sichert die Bahnhofstrasse entlang der Reuss mit Schutzschläuchen aufgrund der angekündigten Regenfälle der nächsten Tage, am Dienstag, 13. Juli 2021, in Luzern.
Luzern Unwetter
Die Feuerwehr der Stadt Luzern sichert die neuralgischen Stellen entlang der Reuss mit rund 2'500 Sandsäcken aufgrund der angekündigten Regenfälle der nächsten Tage, am Montag, 12. Juli 2021, in Luzern.
Hochwasser
Die Feuerwehr der Stadt Luzern sichert die neuralgischen Stellen entlang der Reuss mit rund 2'500 Sandsäcken. Foto: Urs Flueeler

Laut SRF Meteo sind seit vergangenen Montag grosse Regenmengen gefallen. Spitzenreiter nördlich der Alpen ist La Valsainte FR mit 180 Millimetern. Das Hoch «Berndt» werde erst am Montag «endlich abziehen». Die Hochwassersituation bleibe vorerst heikel.

Am meisten Regen fällt laut Meteonews am Wochenende am östlichen Alpennordhang. Hier dürften gemäss Prognosen bis zum Sonntagmorgen noch einmal 15 bis 25 Liter dazukommen. Die Verteilung der Niederschläge bleibe insgesamt sehr inhomogen.

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