In der Schweiz haben flächendeckende Fischsterben begonnen. Notfallkonzepte werden in Kraft gesetzt, doch der Fischereiverband rechnet mit dem Schlimmsten.
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Fische werden eingefangen. (Archiv) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gemäss dem Schweizer Fischereiverband hat das Fischsterben in der Schweiz begonnen.
  • Die aktuelle Lage habe das Potenzial, schlimmer zu werden als der Hitzesommer 2018.
  • Die toten Tiere seien Ausdruck unserer Klima- und Biodiversitätskrise, so der Präsident.

Zum 1. August begann in der Schweiz gestern bereits die dritte Hitzewelle dieses Sommers. Kurz vorher publiziert der Schweizer Fischereiverband ein dramatisches Video: «Erste Fischsterben sind flächendeckend zu beobachten», sagt Präsident David Bittner darin.

Er steht in einem ausgetrockneten Flussbett, in dem Forellen und Schmerlen buchstäblich auf dem Trockenen sitzen und ersticken.

Das Video wurde letzte Woche in der unteren Sissle im Kanton Aargau aufgenommen.

«Könnte schlimmer werden als 2018»

Auch besonders von der Trockenheit betroffen: die Karstgewässer des Juras. «Es ist nicht das erste Mal, dass Gewässerabschnitte hier ganz austrocknen», sagt Bittner zu Nau.ch.

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Mitarbeiter des Amtes für Jagd und Fischerei fangen die durch elektrischen Strom angelockten Fische, die sich im stehenden Wasser des Flusses Breggia verfangen haben, am Mittwoch, 20 Juli 2
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Im Naherholungsgebiet Lange Erlen im Kanton Basel-Stadt wurde die Wiese für Badende zum Schutz der Fische gesperrt.
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Ein Fischereiaufseher des Kantons Tessin fischt im Hitzesommer 2003 mit einem Fäumer an Sauerstoffmangel leidende Karpfen aus dem Muzzanersee bei Lugano. (Archivbild)
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Aus dem Rhein gefischte, tote Fische werden in einer Entsorgungstonne gesammelt.

Er warnt, dass die kommenden Monate schlimmer werden könnten als der Hitzesommer 2018. Damals verendeten 90 Prozent der Schweizer Äschen.

Gefährlich: «Wir starten mit weniger Polster als noch 2018, wo es viel Schnee und Schmelzwasser gab.»

Anders als noch vor 20 Jahren sei man inzwischen aber vorbereitet. Notfallkonzepte sind zum Beispiel das Ausbaggern von Kältepools, Fisch-Ruhezonen oder die Drosselung von AKWs.

Forellen und Äschen besonders bedroht

Besonders bedroht sind aktuell kältebedürftige Fischarten wie Forellen, Äschen oder Groppen. Die Bestände dieser Arten sind sowieso schon so niedrig wie noch nie. «Aber auch Elritzen und Schmerlen sind betroffen, wenn die Temperaturen zu hoch werden», erklärt David Bittner.

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Der Lebensraum der Forelle ist bedroht – unter anderem durch den Klimawandel. - Schweizerischer Fischerei-Verband

Trocknet ein Gewässer wie die Sissle ganz aus, betrifft das nicht nur die Fische: «Ohne Wasser kein Leben, ganz einfach! Mit dem Austrocknen sterben temporär ganze Ökosysteme aus.» Die Fischsterben seien unmittelbarer Ausdruck der Klima- und Biodiversitätskrise.

«Fraglich, ob Forellen in 50 Jahren noch vorkommen»

Aktuell laufen zahlreiche Rettungsaktionen, um akut bedrohte Tiere umzusiedeln. Doch das klappt nicht immer.

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Nach diesen Kriterien kann eine Notabfischung durchgeführt werden. - Fischereiverband Schweiz

Mit dem Transport von kranken Fischen in kälteres Wasser flussaufwärts könne man gesunde Populationen gefährden, sagt Bittner. Denn: Parasiten und Erreger kommen bei hohen Temperaturen häufiger vor.

Bereiten Ihnen Hitze und Trockenheit Sorgen?

Solche Extremereignisse haben grossen Einfluss auf die Fischpopulation. «Sie beschleunigen die Probleme und Herausforderungen, welche alltäglich und nonstop die Wassertiere unter Druck setzen», so Bittner. «Es ist fraglich, inwiefern die Forelle in 50 Jahren im Mittelland noch vorkommen wird, wenn es so weitergeht.»

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