Nach ihrer 17-monatigen Haft in Belarus ist Natallia Hersche wieder in der Schweiz. Nun fasst sie bereits neue politische Aufgaben ins Auge.
Sie sei immer aufgestanden, um eine Lüge eine Lüge zu nennen, sagt die schweizerisch-belarussische Doppelbürgerin Natallia Hersche in einem Interview. Deshalb habe sie 2020 auch in Minsk demonstriert, was sie für 17 Monate ins Gefängnis brachte.
Sie sei immer aufgestanden, um eine Lüge eine Lüge zu nennen, sagt die schweizerisch-belarussische Doppelbürgerin Natallia Hersche in einem Interview. Deshalb habe sie 2020 auch in Minsk demonstriert, was sie für 17 Monate ins Gefängnis brachte. - sda - KEYSTONE/MICHAEL BUHOLZER
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Das Wichtigste in Kürze

  • Vor über einer Woche wurde Natallia Hersche aus der Haft in Belarus entlassen.
  • Nun ist die schweizerisch-belarussische Doppelbürgerin wieder in der Schweiz angekommen.
  • In einem Interview erklärte sie, sie wolle sich jetzt weiter politisch engagieren.

Nach ihrer Freilassung aus der Haft in Belarus will sich die schweizerisch-belarussische Doppelbürgerin Natallia Hersche weiter politisch engagieren: Sie könne sich vorstellen, Aufgaben bei der belarussischen Opposition anzunehmen, sagte sie in einem Interview.

Anfang März wird Hersche auch einen politischen Ausflug ins Bundeshaus machen; über die Einladung der St. Galler SP-Nationalrätin Barbara Gysi freue sie sich sehr, sagte sie der «NZZ am Sonntag».

Freigelassen nach 17 Monaten

Hersche wurde vor etwas mehr als einer Woche nach 17 Monaten Gefangenschaft überraschend freigelassen. Sie habe sich über die Entlassung natürlich sehr gefreut, habe anfänglich aber auch etwas Mühe gehabt, erzählte die 52-Jährige.

Denn: «Es fühlte sich an wie ein Austausch.» Die Schweiz anerkenne Präsident Alexander Lukaschenko – und im Gegenzug komme sie frei, so Hersche. Dies, indem die neue Schweizer Botschafterin dem belarussischen Aussenministerium eine Kopie ihres Beglaubigungsschreibens überreiche.

Swiss-Belarusian hersche
Natallia Hersche bei ihrer Ankunft am Flughafen Zürich. - keystone

Etwas beruhigt habe sie die Aussage des stellvertretenden Staatssekretärs im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), Johannes Matyassy. Er habe an der Medienkonferenz am Flughafen Zürich betont, dass die Schweiz keine Regierungen anerkenne, sondern nur Staaten.

Hersche, die in St. Gallen lebte, hatte die Politik in Belarus seit Jahren verfolgt und Leserbriefe geschrieben, wie sie im Interview sagte. «Ich bin immer aufgestanden, um eine Lüge eine Lüge zu nennen.» Rund um die Präsidentschaftswahlen im Sommer 2020 habe es viele Lügen gegeben. «Ich musste etwas tun.»

Im September 2020 nahm Hersche in Minsk an einer Demonstration teil. Sie wurde verhaftet und zu einer Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt.

Folter im Gefängnis

Ihren Gefängnisaufenthalt beschreibt sie als dunkle Zeit und spricht von Folter: Als sie sich geweigert habe, Uniformen zu nähen, sei sie in einen engen, kalten und feuchten Raum gesteckt worden. Sie habe auf einem Holzbett ohne Matratze und Decke schlafen müssen. Um sich aufzuwärmen, habe sie begonnen, an Ort und Stelle zu joggen.

Dass sie ihre Kraft nicht verloren hat, begründet sie im Interview mit ihrem Kampf für Gerechtigkeit: Sie habe sich gesagt, dass sie sich gegen das ungerechte Urteil wehren werde, wo immer sie auch sei. Ähnlich erklärt sie den Umstand, weshalb sie kein Gnadengesuch unterschrieben habe, um freizukommen: «Weil ich unschuldig bin.»

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