Halloween: Teenies machen jetzt mit Sturmhauben auf «Gangster»
Jugendliche machen an Halloween auf Gangster: Mit Sturmhauben vermummt ziehen sie durch Bern und Zürich. Vorbilder sind Gangs im Ausland, sagt der Experte.

Das Wichtigste in Kürze
- Jugendliche ziehen an Halloween in Bern mit Sturmhauben vermummt durch die Strassen.
- Das Sturmhauben-Phänomen an Halloween ist auch der Stadtpolizei Zürich bekannt.
- Ein Kriminologe sagt, was die Jugendlichen mit den Sturmhauben symbolisieren wollen.
Es ist bekannt: Halloween wird von Jugendlichen immer wieder für Streiche und sogar Sachbeschädigungen missbraucht.
Doch immer mehr Junge wollen offenbar schon mit ihrem Kostüm Angst und Schrecken verbreiten. Und zwar auf Ernst – nicht als Monster oder Geist verkleidet.
Lieber laufen sie herum wie echte Kriminelle, wie das Foto eines Nau.ch-Lesers zeigt. Er ist in einem Berner Quartier an Halloween einer Gruppe Jugendlicher mit Sturmhauben begegnet.
Auf den Bildern ist auch zu sehen, wie sie Feuerwerkskörper zünden.
Zürcher Polizisten fielen «vermehrt Jugendliche mit Sturmhauben» auf
Damit waren die Stadtberner Teenies nicht allein. Auch aus anderen Gemeinden erhielt die Kantonspolizei Bern Meldungen.
Auf Anfrage von Nau.ch listet sie auf: «Abfeuern von Feuerwerk, Sachbeschädigungen, Eierwürfe oder unanständiges Benehmen.»

Der Stadtpolizei Zürich ist das Sturmhauben-Phänomen an Halloween auch bekannt.
Sprecherin Judith Hödl bestätigt auf Anfrage von Nau.ch: «Unseren Einsatzkräften sind vermehrt Jugendliche mit sogenannten Sturmhauben und anderen Vermummungsutensilien aufgefallen.»
Experte: «Sie wollen Gangster spielen»
Kriminologe Dirk Baier ist sicher: Die Teenies wählen die Sturmhaube bewusst als «Kostüm».
«Die Jugendlichen wissen schon sehr genau, dass sie damit andere einschüchtern können, weil das eine hohe Gewaltbereitschaft signalisiert. Vorbilder sind Gangs im Ausland, die so maskiert Raubüberfälle oder Ähnliches ausführen», erklärt er bei Nau.ch.

Die Jugendlichen würden solche Gangaktivitäten nachahmen. Baier: «Sie wollen so markieren, dass sie wichtig sind. Sie wollen Gangster spielen.»
Zudem erschwere natürlich das Tragen von solchen Hauben die Identifikation, sagt Baier. Die Jugendlichen würden meinen, dass sie dadurch der Strafverfolgung entgehen, was aber meist nicht klappe.
«Andere Verkleidungen würden dieses Gang-Macho-Image nicht symbolisieren», erklärt er.
Experte appelliert an Teenies: «Lasst diesen Unsinn sein»
«In jedem Fall wollen sie so wirken, dass andere vor ihnen Angst haben müssen. Die Anonymität, die mit dem Maskentragen verbunden ist, soll zeigen: Ich bin zu allem bereit. Die Maske erlaubt mir, alles zu machen und ich muss nicht fürchten, erwischt zu werden.»
Bei den meisten Jugendlichen handle es sich um «pubertäres Gehabe». Eine hohe Gewaltbereitschaft würde Baier nicht sofort attestieren.
Gleichwohl dürften sich seiner Einschätzung nach auch solche mit höherer Gewaltbereitschaft unter diesen Jugendlichen finden.
Für den Kriminologen sollte die Nachricht an die Jugendlichen daher unmissverständlich sein: «Lasst diesen Unsinn sein. Sturmhauben haben im öffentlichen Raum nichts verloren.»
In Biel BE setzte Polizei an Halloween sogar Gummischrot ein
Aber auch unabhängig von Sturmmasken sorgten Junge an Halloween auch dieses Jahr für Ärger.
In Biel kam es sogar zu einem Gummischroteinsatz, wie die Kapo Bern in einer Mitteilung schreibt. Während einer Personenkontrolle einer Gruppe junger Erwachsener sei es zu einer Drohung gegen die Einsatzkräfte gekommen.

Wie die Polizei gegenüber Nau.ch ausführt, war die Gruppe im Begriff, Einsatzkräfte anzugreifen. In der Folge habe kurzzeitig Gummischrot eingesetzt werden müssen.
Dabei wurde laut der Polizei niemand verletzt und die Gruppierung löste sich anschliessend auf. Im Zusammenhang mit diesem Ereignis seien zwei Personen auf eine Polizeiwache gebracht worden.
Zürich: 70 Meldungen und Raubüberfall in Meilen ZH
Auch die Zürcher Kantonspolizei hatte viel zu tun. An Halloween, zwischen 17 Uhr und 7 Uhr, verzeichnete sie rund 70 Meldungen.
In den meisten Fällen handelte es sich auch hier um Eierwürfe gegen Fassaden und Fahrzeuge oder um Abbrennen von Pyrotechnik.

Eine Polizeimeldung sticht besonders heraus: In Meilen ZH griffen mindestens sechs junge Männer mehrere Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren an. Sie bedrohten die Jugendlichen und raubten ihnen unter anderem Handys sowie einen Elektroroller.
Ein 15-Jähriger wurde am Kopf verletzt und musste medizinisch behandelt werden. Zwei Tatverdächtige wurden von der Polizei identifiziert und festgenommen.












