Der Gipfeli-Gau um das Gurtenfestival macht weiter Schlagzeilen. Nun stellt sich heraus, dass der Kanton Bern zu Unrecht zum Sündenbock gemacht wurde.
Aegerter Bäckerei Gurtenfestival
Bäcker Jakob Aegerter kann dieses Jahr seine Backkunst nicht den Heimkehrern vom Gurtenfestival anbieten. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Bäckerei Aegerter darf die Heimkehrer des Gurtenfestivals 2019 nicht verköstigen.
  • Die Besitzer gaben dem «Amtschimmel» auf der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Schuld.
  • Nun stellt sich heraus, dass eigentlich die Gemeinde Köniz den Entscheid verantwortet.

Während drei Jahren verpflegte die Bäckerei Aegerter die Heimkehrer beim Gurtenfestival mitten in der Nacht. Gleich unterhalb der Talstation steht die Bäckerei, die während dem Berner Festival um zwei Uhr morgens öffnete. Doch mit dem Gipfel oder Weggli als Nachtmümpfeli wird es dieses Jahr nichts.

Das teilten die Besitzer Jakob und Barbara Aegerter in einer Mitteilung an die Medien mit. Sie gaben dem «Amtsschimmel» auf der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Bern Schuld. Die Bewilligung für die Öffnung am Morgen sei verweigert worden, weshalb die Bäckerei erst um sechs Uhr öffnen könne. Man stehe vor dem Aus.

Jakob Aegerter, der Inhaber der Bäckerei Aegerter, nimmt Stellung zum Nachtverkaufs-Stop während dem Gurtenfestival. - Nau

Köniz sprach Sonderbewilligungen aus

Doch nun stellt sich heraus, dass der Kanton zu Unrecht zum Sündenbock gemacht wurde. Wie der «Bund» berichtet, ist das Gipfeli-Gate hausgemacht. Der Entscheid kam von der Gemeinde Köniz BE.

Da die Bäckerei nicht als Teil der Veranstaltung Gurtenfestival gelte, hat Köniz das Gesuch der Bäckerei nur auf Basis der normalen Gesetze für den Detailhandel beurteilt. Um das Gesuch gutzuheissen, fehle die gesetzliche Grundlage, so die Gemeinde.

Wie waren aber dann die Nacht-Öffnungszeiten in den vergangenen drei Jahren möglich? Laut Thomas Brönnimann seien zwischen 2015 und 2018 Sonderbewilligungen wegen Umsatzeinbussen infolge von Bauarbeiten ausgesprochen worden.

«Diese Arbeiten sind nun abgeschlossen, die Bäckerei wird aus Sicht der Behörden nicht mehr beeinträchtigt», so der Direktionsvorsteher für Sicherheit und Liegenschaften der Gemeinde Köniz.

Gurtenfestival Bäckerei
Dieses Jahr gibt es für hungrige Heimkehrer beim Gurtenfestival keine Gipfeli von der Bäckere Ägerter (Symbolbild). - Keystone

Gemeinde gibt zum Schluss doch Kanton Schuld

Besitzer Jakob Aegerter räumt gegenüber der Zeitung ein, dass er seit Juni 2018 darüber informiert war, dass es für 2019 keine Sonderbewilligung mehr geben werde. Das habe es jedoch jedes Jahr geheissen – «und trotzdem klappte es», weshalb er die Weisung nicht besonders ernst genommen habe.

Als ihm der Ernst der Lage bewusst wurde, reichte er im Juni eine Beschwerde bei der Volkswirtschaftsdirektion ein. Diese wurde abgelehnt. Aegerter zeigt sich überzeugt, dass die Nacht-Öffnungszeiten auch dieses Jahr möglich gewesen wären, «wenn ihn die Gemeinde König mehr unterstützt hätte». So hätten sogar die Veranstalter des Gurtenfestivals versucht, den Beck als Teil der Veranstaltung zu gewinnen.

Brönnimann entgegnet, dass der Gemeinderat von Köniz davon bisher nichts gewusst hatte. «Ich habe davon erst aus den Medien erfahren». Den Ball rollt Köniz zurück zum Kanton. Dass die Bäckerei rechtlich nicht als Teil vom Gurtenfestival gelte, habe die Volkswirtschaftsdirektion entschieden.

Bäckerei Gurtenfestival
«Wir diskutierten sogar schon über die Cashless-Bezahlung in unserem Laden», so Bäckerei-Besitzer Jakob Aegerter - Nau
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