Gstaad BE: Zwei Nepalesen lernen Käserhandwerk auf Berner Alphütte
Oberhalb von Gstaad läuft derzeit eine «Ausbildung» der besonderen Art. In einem zweiwöchigen Crashkurs lernen zwei Nepalesen, wie man Käse herstellt.

Das Wichtigste in Kürze
- Die zwei Nepalesen Dawa Norbu (35) und Nima Chiring (39) kommen aus Samagaun in Nepal.
- Aktuell sind sie in der Schweiz – aus einem ganz spezifischen Grund.
- Die beiden lernen, wie man Käse herstellt.
- Das Wissen sollen sie zu Hause weitergeben, um der eigenen Dorfwirtschaft zu helfen.
Eigentlich leben die Nepalesen Dawa Norbu (35) und Nima Chiring (39) in einem kleinen Dorf im Himalaya-Gebirge. Über ihnen thront der Manaslu – mit seinen 8163 Metern Höhe der achthöchste Berg der Welt.
Doch aktuell befinden sie sich auf einer Alp oberhalb von Gstaad. Was genau hat die beiden dorthin verschlagen?
Die Antwort auf diese Frage kennt Ursula Meichle. Sie ist die Präsidentin des Berner Manjushri Vereins – dazu später mehr.
«Die zwei Männer lernen dort zu käsen», erklärt Meichle. Das Ziel: In der nepalesischen Heimat sollen die Menschen künftig ihren eigenen Käse herstellen und vertreiben können.

Eine bekannte Trekking-Route, die durch das Gebirge verläuft, durchquert Samagaun – das Dorf von Dawa Norbu und Nima Chiring.
Aufgrund der Abgelegenheit ist es für Touristen-Lodges nicht immer einfach, Lebensmittel für die Gäste anzuschaffen.
Yak- statt Kuhmilch
Hier sollen die Bewohnerinnen und Bewohner von Samagaun Abhilfe schaffen. Den eigenen Käse verkaufen sie an die Gästehäuser oder auch anderweitig, so die Idee. Anstelle von klassischer Kuhmilch wird Yakmilch zum Einsatz kommen.

Der oben bereits genannte Manjushri Verein, der sich in Nepal engagiert, organisiert das Projekt.
Er bezweckt gemäss Infoblatt die Förderung der Bildung, «die Erhaltung des tibetischen Kulturgutes» sowie die Unterstützung der tibetischen Exilgemeinschaft.
Gegründet wurde die Organisation im Jahr 2006. 2011 eröffnete der Verein eine Schule in der Hauptstadt Kathmandu. Zwei Gesundheitszentren wurden in der Zwischenzeit ebenso errichtet.

Auch Dawa Norbu und Nima Chiring sind tibetischer Abstammung. «Wir kennen ein Paar, das eine Alp bewirtschaftet. Dort haben wir nachgefragt, ob es möglich wäre, dieses Projekt zu realisieren», erzählt Meichle.
«Menschen in der Schweiz haben uns sehr freundlich willkommen geheissen»
Bei den Landwirten handelt es sich um Ursula und Daniel Michel. Die beiden sagten sofort zu und so konnte das grosse Käse-Abenteuer beginnen.
Für die Gäste aus Fernost ist es eine einzigartige und vor allem neue Erfahrung, dennoch fühlten sie sich schnell wohl. «Die Menschen in der Schweiz haben uns sehr freundlich willkommen geheissen», sagt Dawa Norbu.
«Die Techniken, die Ursula und Daniel uns beigebracht haben, sind sehr nützlich. Jetzt wissen wir, wie wir selbst guten Yak-Käse in unserem eigenen Bergdorf machen können.»
Ganz ohne Herausforderungen bleibt die Aktion jedoch freilich nicht. Nima Chiring ist ein einfacher Hirte, spricht daher weder Deutsch noch Englisch.
Dawa Norbu hingegen hat einen Hochschulabschluss und ist der englischen Sprache mächtig. Somit übersetzt der 35-Jährige für seinen Landsmann bei Bedarf.

«Es ist wichtig, dass die Kommunikation nicht nur ‹mit Händen und Füssen› vonstattengeht», sagt Ursula Meichle.
Kurs kurz vor dem Abschluss
Die Mission, den zwei Nepalesen das Käser-Einmaleins zu vermitteln, ist bereits kurz vor der Vollendung. Bisher lief alles nach Plan.
Noch bis Sonntag sind die zwei Südasiaten in der Schweiz. Zurück in der Heimat, wird das Dorf auch das nötige Equipment bekommen, um diesen neuen Wirtschaftszweig erfolgreich zu etablieren.