Graphologin analysiert den Brief von Thomas N.
Der Prozess um den Vierfachmord von Rupperswil wird heute Freitag um 10 Uhr seinen Abschluss finden, dann nämlich präsentieren die Richter ihr Urteil (Nau berichtete). In der vergangenen Prozesswoche kam viel Neues ans Licht, unter anderem wurde auch bekannt, dass Thomas N. den trauernden Angehörigen einen «Erklärungsbrief» zukommen liess.
Diesen handgeschriebenen Brief zeigte der Regionalsender «Tele Züri» einer Graphologin – diese war schockiert, aber nicht überrascht.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute um 10 Uhr wird das Urteil gegen den Vierfachmörder von Rupperswil eröffnet.
- Noch vor dem Prozess hatte Thomas N. einen Brief für die Angehörigen seiner Opfer geschrieben.
- Eine Graphologin hat seine Handschrift analysiert und zeichnet ein Bild des Perfektionisten ohne Selbstvertrauen.
Thomas N. ist ein Perfektionist

Die Handschrift des Rupperswiler Vierfachmörders sei relativ einfach zu interpretieren, sagt die diplomierte Graphologin Doris Aerne und nennt das ganze eine «Fassadenschrift». «Da ist etwas unnatürliches in dieser Schrift, das gibt Anlass zur Vermutung, dass dieser Mensch seine natürlichen Impulse unterdrückt.»
Ein weiterer Punkt, den Aerne herausstreicht, ist, dass Thomas N. ein Perfektionist ist. Eine Beobachtung, die auch mit dem Ablauf des schrecklichen Vorfalls in Rupperswil übereinstimmt. Der Täter plante nämlich die Tat minutiös und versuchte alle Eventualitäten auszuschliessen. Und genau dieses Verhalten zeige sich auch in seiner Handschrift: «Die Schrift ist so dermassen perfekt, dass man Angst bekommt. Das ist nicht menschlich!»

Er hat wenig Selbstvertrauen

Zur Erläuterung nennt die diplomierte Graphologin die i-Pünktchen, die jeweils genau zwei Millimeter über dem Buchstaben liegen. «Es gibt keine Abweichungen», so Aerne. Zu dem zwanghaft exakten Verhalten passt dann auch, dass Thomas N. laut Aerne über wenig Selbstvertrauen verfügt.
Sie erklärt dies an dem Wort «Griff». «Er hat das G relativ klein geschrieben, die nachfolgenden zwei f's jedoch gross. Das bedeutet, dass er sich kleiner vorkommt als die Anderen.»
Au-Pair-Mörder und Thomas N. haben ähnliche Handschrift
Die Graphologin Doris Aerne hat auch schon die Handschrift des Au-Pair-Mörders von Lucie analysiert. Ihr fällt auf, dass beide Täter eine sehr brave und schulschriftmässige Handschrift besitzen. «Die öffentliche Meinung ist, dass diese Menschen eine Schrift haben müssten, die Ausfährt, die agressiv und cholerisch ist und das ist eben meistens nicht der Fall. Die Täter zeigen gegen aussen dieses angepasste Verhalten.»