Ein Totengräber aus Glattfelden ZH vergrub seine eigene Mutter. In einem Interview berichtet er über das Amt, das er seit zehn Jahren ausübt.
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Ein Totengräber aus Glattfelden ZH bestattet seine eigene Mutter - und redet über sein Amt. (Symbolbild) - Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Mann aus Glattfelden ZH begrub seine eigene Mutter.
  • Seit zehn Jahren ist er der Totengräber der Gemeinde.
  • Das Amt bringt überraschende Aufgaben mit sich.
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«Komm, machen wir uns auf den letzten Weg», flüstert Jürg Keller der Urne zu. Er ist Totengräber und ist zuständig für die Bestattungen der Menschen auf dem Friedhof in Glattfelden ZH.

Doch die Urne ist dieses Mal nicht mit der Asche eines Fremden gefüllt. Es handelt sich um die Überreste seiner eigenen Mutter.

«Es war ihr Wunsch, dass ich ihre Urne selbst zu der meines Vaters gebe«, erklärt Keller gegenüber dem «Zürcher Unterländer». Mit einer Schaufel verschüttet er das Loch mit Erde. Mit einer Schubkarre wäre das «pietätlos».

Vielfältiges Aufgabengebiet

Doch das Vergraben der Toten sei der kleinste Teil der Arbeit, so Keller. Zu seinen Aufgaben zähle beispielsweise auch die Aufbahrung der Verstorbenen und die Organisation des Begräbnisses.

Manchmal begibt er sich auch in die Rolle eines Therapeuten: Nicht selten geschieht es, dass Menschen beim Abschied von ihren Liebsten die Gefühle übermannen. In diesen Moment hat Keller stets ein offenes Ohr.

Tod ist Teil des Lebens

Um Totengräber zu sein, muss man keine Ausbildung absolvieren: Vor mehr als zehn Jahren trat sein Vorgänger auf Keller zu und fragte, ob er sein Amt übernehmen wolle. Er folgte seinem Wegbereiter auf Schritt und Tritt, eher er offiziell in seine Fussstapfen trat.

Wie die meisten Totengräber ist Keller nur nebenberuflich für die Aufgabe zuständig. Ansonsten führt er das Familienunternehmen, eine Schreinerei.

Für ihn ist der Tod ebenso wie die Geburt Teil des Lebens. «Beides ist mit Schmerz verbunden», erklärt er dem «Zürcher Unterländer». Manche Todesfälle belasten Keller auch heute noch. Doch der letzte Gang mit dem Verstorbenen ist zumeist behaftet mit Schönem: Er schliesst den Kreis des Lebens.

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