Gewitter überraschte Zürich – wo blieb die Warnung?
Über der Region Zürichsee hat sich ein heftiges Gewitter entladen. Meteo Schweiz warnte nur kurzfristig.
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Das Wichtigste in Kürze
- Böen und Überschwemmungen lösten am Montagabend in der Region Zürich Schäden aus.
- Eine Sturmwarnung gab der Bund erst heraus, als das Unwetter schon im Anmarsch war.
- Ein Meteorologe von Meteo Schweiz klärt auf.
Ein heftiges Unwetter hat die Region Zürich getroffen. Starkregen und Sturmbögen zogen am Montagabend über den Zürichsee.
Strassen, Keller, Garagen und Balkone waren teilweise überschwemmt. In Uster fielen innert zehn Minuten 18,5 Millimeter Regen, wie Meteo News berichtet. In Schmerikon wurde eine Spitzenböe von 89 Kilometer pro Stunde gemessen.
Teilweise kam es auch kurzzeitig zu Stromausfällen. In einer lokalen Facebook-Gruppe von Horgen melden User, dass sie einige Minuten im Dunkeln gesessen seien.
Über 220 Mal ausgerückt
Die Stützpunktfeuerwehr Meilen registrierte am Abend knapp 50 Einsätze im Zusammenhang mit Unwetterschäden. Bei Schutz & Rettung gingen am Montagabend über 370 Notrufe ein. Zur Spitzenzeit waren es über 150 Notrufe innert 15 Minuten.
Über 220 Mal rückten die Einsatzkräfte im Kanton Zürich aus. «Grösstenteils wegen Wasser im Gebäude», wie die Einsatzzentrale von Schutz & Rettung auf X meldet. Am stärksten betroffen gewesen seien Horgen, Hausen am Albis und Herrliberg.
Den spektakulärsten Schaden richtete das Unwetter in Meilen an. Kurz nach 20 Uhr flog das Dach eines Schulhauses weg und landete auf dem benachbarten Hallenbad.
«Langlebige und kräftige Gewitterlinie»
Doch: Das Unwetter überraschte die Zürcherinnen und Zürcher. Die Sturmwarnung der Gefahrenstufe 3 gab der Bund erst heraus, als das Unwetter schon im Anmarsch war.
Das Gegenteil war letzte Woche der Fall. Am 27. August warnte der Bund schon früh vor Starkregen, Überschwemmungen und Murgängen. Dies war jedoch vergeblich: Ein Unwetter blieb aus.
«Eine aussergewöhnlich langlebige und kräftige Gewitterlinie zog am Nachmittag und Abend vom Léman bis zum Bodensee.» Diese meldet Meteo Schweiz auf X.
Situation von Gewitter habe sich geändert
Warum blieben frühzeitige Warnungen aus?
Das Gewitterpotenzial hätten sie bereits am Montagvormittag eingeschätzt, sagt Eugen Müller, Meteorologe bei Meteo Schweiz. «Alle Indikatoren deuteten auf kein markantes Ereignis hin.»
Im Laufe des Abends habe sich die Situation plötzlich geändert, sagt Müller. «Deshalb konnten wir nur noch kurzfristig warnen.»
Um ein extremes Gewitter handelte es sich laut Müller aber nicht. «In der Schweiz gab es schon weitaus extremere Gewitter.» Etwa im Juni 2024 kam es im Tessin und im Wallis zu verheerenden Unwettern.
Unsicherheit trotz moderner Technik
Der Meteorologe macht darauf aufmerksam, dass Gewitter grundsätzlich unberechenbar sind. «Jede Gewitterprognose hat eine gewisse Unsicherheit.»
Besonders schwierig zu prognostizieren seien mehrere einzelne Gewitter, die fast zufällig entstünden. «Trotz aller Computermodelle kann man manche Gewitter erst richtig erfassen, wenn sie da sind.»
Nicht nur Gewitter sorgen immer wieder für Überraschungen. «Im Winterhalbjahr können uns auch Nebelprognosen einen Strich durch die Rechnung machen», sagt Müller.
Klassenzimmer nach Unwetter unbenutzbar
Der heftige Sturm riss das Zusatzdach eines Schulpavillons in Meilen weg, worauf dieses auf dem benachbarten Hallenbad landete. Das Hallenbad Meilen war am Dienstag wieder wie gewohnt geöffnet. Dies bestätigt Marc Bamert, stellvertretender Gemeindeschreiber der Gemeinde Meilen.
Das darunterliegende Flachdach des Pavillons weist laut Bamert einige undichte Stellen auf. Diese würden als Sofortmassnahme abgedichtet. Bereits in der Nacht seien Dachdecker vor Ort gewesen. «Ein Klassenzimmer kann erst am Mittwoch wieder benutzt werden.» Der ordentliche Schulbetrieb habe am Dienstagmorgen aber bereits sichergestellt werden können.