Nach der Abwahl der beiden Gewerkschafter Corrado Pardini und Adrian Wüthrich wirft der Gewerkschaftsbund des Kantons Bern der bernischen SP Blauäugigkeit vor. Diese hätte nicht mit einer Frauen- und einer Männerliste zu den Nationalratswahlen antreten dürfen.
Der Nationalrat Corrado Pardini (SP/BE) scheiterte mit seinem Vorstoss.
Der Nationalrat Corrado Pardini (SP/BE) scheiterte mit seinem Vorstoss. - Keystone

Im Jahr des Frauenstreiks mit einer deutlichen Mobilisierung für die Gleichstellungsfrage sei es schlecht gewesen, mit zwei nach Geschlechter getrennten Listen anzutreten. In keinem anderen Kanton habe es eine SP-Männerliste gegeben, schreibt der Gewerkschaftsbund des Kantons Bern (GKB) in einer Mitteilung vom Dienstag.

Corrado Pardini, Geschäftsleitungsmitglied der Gewerkschaft Unia und GKB-Präsident, habe - bezogen auf die Männerliste - ein besseres Resultat gemacht als bei den Nationalratswahlen 2015. Damals habe er 8,1 Prozent der Listenstimmen geholt, am Sonntag 9,3. Pardini habe sich also richtig positioniert und gut profiliert.

Für den GKB sei es «ein herber Nachteil», dass Pardini sein politisches Gewicht im Parlament nicht mehr für die Gewerkschaften ausspielen könne.

Mirjam Veglio, die Co-Präsidentin der SP Kanton Bern, wies den Vorwurf des Gewerkschaftsbunds am Dienstag auf Anfrage zurück. Seit 1987 trete die SP Kanton Bern mit getrennten Listen zu den Nationalratswahlen an. «Ganz bewusst», habe die SP die Listen getrennt. Das sei eine «lange erprobte Praxis».

Die SP bedaure die Abwahl Pardinis und sei nicht zufrieden mit dem Nationalratsresultat. Die Gründe für die zwei Sitzverluste müssten nun eingehend untersucht werden. Im Rahmen dieser Analyse werde die SP auch die Wirkung von geschlechtergetrennten Listen zu untersuchen haben.

SP-Co-Präsident Ueli Egger hat die Nationalratsresultate bereits ein erstes Mal unter die Lupe genommen. Es stimme, was der Gewerkschaftsbund sage, gibt er auf Anfrage bekannt: Die SP-Frauenliste habe knapp den dritten Sitz gemacht statt die SP-Männerliste den zweiten. «Corrado Pardini hatte Pech», so Egger.

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