In Bulle FR wurden ein Busfahrer und Polizisten von Teenies angegriffen. Zum Fahrer-Schutz will die Gewerkschaft die Plexiglasscheiben langfristig einsetzen.
Buschauffeur Plexiglas
Laut der Gewerkschaft SEV sollen Plexiglasscheiben in allen Bussen installiert werden. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Montag griffen Teenager in Bulle FR einen TPF-Buschauffeur und zwei Polizisten an.
  • Die TPF sieht keinen Handlungsbedarf: Für die Kontrolle sei die Polizei zuständig.
  • Laut der Gewerkschaft SEV bieten Plexiglasscheiben guten Schutz vor Angriffen.

Am Montag kam es in Bulle (FR) zu einem Angriff auf einen Buschauffeur und eine Polizeistreife. Der TPF-Chauffeur hatte die Polizei gerufen, weil zwei Teenager für Ärger sorgten. Einer von ihnen hielt sich nicht an die Maskenpflicht.

Ein dritter Teenager begann die Polizisten zu beleidigen und wollte gegen den Busfahrer tätlich werden. Als die Beamten dazwischen gehen wollten, wurden sie geschlagen.

Maskenpflicht ÖV
In der Schweiz halten sich die meisten an die Maskenpflicht im ÖV. - Keystone

Es ist in der Schweiz der erste bekannte Fall von Gewalt gegen einen Buschauffeur, der auf die Maskenpflicht aufmerksam machte.

Schlagzeilen machte jedoch Anfang Juli der Fall eines Buschauffeurs in Frankreich. Er wollte eine Gruppe ohne Masken und Fahrausweise nicht in seinen Bus lassen und wurde brutal verprügelt. Der Chauffeur ist an den Verletzungen gestorben.

Bayonne
Die Trauer um den Buschauffeur war gross. - AFP

Sorgt die Maskenpflicht also für mehr Gewalt gegen das Fahrpersonal? Und wie werden die Chauffeure vor gewaltbereiten Passagieren geschützt?

Für Sanktionen ist Polizei zuständig

Der Vorfall sei ein Einzelfall, schreibt Anaïs Jeanmonod, Kommunikationsbeauftragte der Freiburger Verkehrsbetriebe (TPF) auf Anfrage von Nau.ch. Das deckt sich mit der Erfahrung von anderen Verkehrsbetrieben. Bernmobil und VBZ geben auf Anfrage von Nau.ch bekannt, sie hätten keine Konflikte wegen der Maskenpflicht registriert.

Bei TPF sei das Fahrpersonal vor Angriffen geschützt, da die Fahrer ständig im Kontakt mit der TPF-Einsatzzentrale stünden. «Die Fahrer können die Einsatzzentrale anrufen. Diese trifft die in der Situation nötigen Massnahmen», schreibt Jeanmonod weiter. Im Fall von Bulle habe die Einsatzzentrale die Polizei gerufen.

Handlungsbedarf nach dem Vorfall in Bulle sieht die TPF aber keinen: «Es liegt an der Polizei, in solchen Situationen einzugreifen.» Die Buschauffeure hätten zwar die Aufgabe, auf die Maskenpflicht aufmerksam zu machen. Doch sie könnten keine Sanktionen gegen widerspenstige Personen verhängen. Dafür sei die Polizei zuständig.

Plexiglasscheiben schützen nicht nur vor Corona

Laut der Gewerkschaft des Verkehrspersonal (SEV) gibt es auch in den Bussen selber Massnahmen, welche die Chauffeure vor Angriffen schützen. Ein wichtiger Punkt sind Plexiglasscheiben an den Fahrerplätzen, die auch bei den TPF-Überlandbussen wegen des Coronavirus installiert wurden. Der Grund: In diesen Bussen verkauft das Fahrpersonal Billette.

Buschauffeur Plexiglasscheiben
Plexiglasscheiben schützen die Fahrer nicht nur vor Ansteckungen mit dem Coronavirus, sondern auch vor aggressiven Fahrgästen. - Keystone

«Überlandbuschauffeure sind bei den TPF gegen Angriffe an ihrem Fahrerplatz recht gut geschützt», schreibt SEV-Sprecher Markus Fischer auf Anfrage. Die SEV-TPF-Sektion habe sich erfolgreich für solche Plexiglasscheiben eingesetzt.

Plexiglasscheiben schützen die Fahrer jedoch nur, solange sie im Fahrersitz sind. Weiter hätten Kameras in den Bussen und Notruf-Einrichtungen eine präventive Wirkung gegen Angriffe. So können Täter schnell gefunden werden.

Gewerkschaft fordert Plexiglasscheiben in allen Bussen

Aktuell setzt sich die Gewerkschaft dafür ein, dass die Scheiben auch in Stadtbussen installiert werden. Die Installation von soliden Plexiglasscheibe beim Fahrersitz sei grundsätzlich eine gute Sache und nach der Corona-Krise beizubehalten, findet der SEV.

Bus
Die Plexiglasscheiben sollen auch in den Stadtbussen installiert werden. - Keystone

Ausser dem Fall in Bulle sind dem SEV bisher keine gewalttätigen Vorfälle wegen der Maskenpflicht bekannt. Sollte sich das ändern, würde auch die Gewerkschaft wieder Handlungen fordern.

SEV-Sprecher Fischer: «Eine generelle physische Abtrennung der Fahrer/innen müsste man bei einer generellen Zunahme der Angriffe im Allgemeinen sicher prüfen.»

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