Gesundheitswesen: Ausbildung auf gutem Weg – Handlungsbedarf bleibt
Der Bestand des Gesundheitspersonals hat sich dank Massnahmen in der Ausbildung etwas erholt. Dennoch bleibt in diesem Bereich weiterhin Handlungsbedarf.

Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz kann der Bedarf an Pflegepersonal besser gedeckt werden als auch schon.
- Grund dafür sind vor allem Massnahmen, die beim Thema Ausbildung ergriffen worden sind.
- Trotzdem darf man sich nicht darauf ausruhen, warnt die Branche.
Die ergriffenen Massnahmen von Bund, Kantonen und Gesundheitsbranche zur Nachwuchssicherung des nicht universitären Gesundheitspersonals zeigen Wirkung. Zu diesem Schluss kommt der Nationale Versorgungsbericht 2021. Trotzdem bleibt Handlungsbedarf.
Von 2019 bis 2029 bestehe ein Nachwuchsbedarf von 43'400 Personen beim Pflegefachpersonal auf Tertiärstufe. Dazu kommen 27'100 Personen beim Pflege- und Betreuungspersonal der Sekundarstufe II.

Die Verfasser des Berichts gehen von Folgendem aus: «Mit dem verfügbaren Nachwuchs lässt sich 67 Prozent (Tertiärstufe) beziehungsweise 80 Prozent (Sekundarstufe II) des Bedarfs abdecken». Diese Prognose basiert auf einer weiteren Steigerung der Zahl der Ausbildungsabschlüsse bei den Pflegeberufen. Dies, nachdem die Ausbildungstätigkeit in den vergangenen Jahren bereits intensiviert werden konnte.
So ist der Bestand des Pflege- und Betreuungspersonals zwischen 2012 und 2019 in den Gesundheitsinstitutionen um 29'100 Personen angestiegen. Das ist ein Zuwachs von 19 Prozent. Am stärksten war der Personalzuwachs im Spitex-Bereich (+39%). Dahinter folgen die Alters- und Pflegeheime (+17%) sowie die Spitäler und Kliniken (+13%).
Immer noch eine Lücke zwischen Angebot und Bedarf
Man dürfe sich jetzt aber nicht auf dem Erreichten ausruhen, wird Anne-Geneviève Bütikofer zitiert. Sie ist Präsidentin der Nationalen Dachorganisation der Arbeitswelt Gesundheit OdASanté und Direktorin von H+ Die Spitäler Schweiz.
Denn trotz erfreulicher Entwicklungen und Prognosen bei Ausbildungsabschlüssen gäbe es «eine Lücke zwischen Angebot und Bedarf», heisst es weiter.

Diese Lücke werde heute zu einem grossen Teil von Personen mit ausländischem Diplom aufgefangen. Beim diplomierten Pflegefachpersonal betrage ihr Anteil am Personalbestand im Durchschnitt 30 Prozent, wobei grosse regionale Unterschiede bestünden.
«Die Covid-19-Pandemie hat uns gerade in den Grenzkantonen gezeigt, dass diese Abhängigkeit einige Risiken birgt und unser Gesundheitswesen verletzlich macht.» So wird Lukas Engelberger, Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) zitiert.
Verbesserungspotential in verschiedenen Bereichen
Daher wird neben einer weiteren Steigerung der Ausbildungsabschlüsse «vor allem auch Massnahmen zum Erhalt des Gesundheitspersonals» gefordert.
Dazu gehöre unter anderem die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie eine gute Einarbeitung. Auch im Bereich Laufbahnplanung, berufliche Entwicklung und Talentförderung gäbe es noch Verbesserungspotential, heisst es weiter.

Zwar läge dies in erster Linie in der Verantwortung der Betriebe. «Politik und Behörden müssen aber die geeigneten Rahmenbedingungen schaffen und genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stellen.»
Beim Nationalen Versorgungsbericht 2021 handelt es sich um den dritten Bericht dieser Art nach 2009 und 2016. Er wurde vom Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan), der GDK sowie der OdASanté erarbeitet.