Für Klimaziele braucht die Schweiz viermal so viele Solaranlagen
Die Schweiz benötigt für ihre Klimaziele deutlich mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Die Kapazität müsste laut einem Bericht vervierfacht werden.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz benötigt viermal mehr Solaranlagen, um ihre Klimaziele zu erreichen.
- Laut einem Bericht braucht es deutlich mehr Strom aus Wind und Sonne.
- Um mehr eigenen Strom zu erzeugen, müssten zudem auch die Stromkosten erhöht werden.
Um die Schweizer Klimaziele zu erreichen, braucht es deutlich mehr Strom aus Wind und Sonne. Zu diesem Schluss ist ein neuer Bericht eines Schweizer Forschungskonsortiums gekommen.
Die Schweiz plant, bis 2050 rund 60 Prozent ihres Strombedarfs mit neuen erneuerbaren Energiequellen zu decken: wie Photovoltaik, Windenergie oder Biomasse.
Der neue Bericht habe nun erstmals umfassend untersucht, wie das gelingen könne. Dies teilte die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich (ETH Zürich) am Donnerstag mit.
Der Bericht stammt vom Forschungskonsortium Edge des Förderprogramms Sweet des Bundesamts für Energie (BFE).
Das Resultat: Die Kapazität der installierten Solarstromanlagen müsste dafür im Vergleich zu heute vervierfacht werden. Die Kapazität der Windturbinen müsste 80-mal grösser werden. «Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass erhebliche Subventionen notwendig sind», heisst es im Bericht.
Es braucht deutlich mehr eigenen Strom
«Dieser starke Zubau an Photovoltaik und Windenergie bis 2050 ist ohne griffige Subventionen kaum vorstellbar.» So wurde Studienmitautor Giovanni Sansavini von der ETH Zürich in der Mitteilung zitiert.
Die Nettostromimporte dürfen im Winter fünf TWh nicht überschreiten. Das schreibt das im Juni 2024 von der Stimmbevölkerung angenommene Stromgesetz vor.
Um dies zu erreichen, braucht es dem Bericht zufolge deutlich mehr eigenen Strom. Das bedeutet laut der ETH eine Erhöhung der Stromkosten.
Die Forschenden kommen ausserdem zum Schluss, dass für eine kosteneffiziente Schweizer Stromversorgung ein funktionierender Stromhandel mit dem Ausland entscheidend ist. Dies, weil dadurch laut dem Bericht weniger Investitionen in der Schweiz nötig werden.
Wie eng das Schweizer Energiesystem finanziell mit Europa vernetzt ist, machen laut der ETH weitere Ergebnisse im Bericht deutlich.
Mehr als die Hälfte aller jährlichen Investitionen von Schweizer Stromversorgern und Finanzinvestoren in erneuerbare Energie-Grossprojekte fliessen demnach nach Europa. Der Rest in weitere Länder. Nur ein Prozent dieser Investitionen bleibt in der Schweiz.
Schweizer Gelder fliessen in Windenergieprojekte
Das meiste Geld fliesst nach Deutschland (im Schnitt 177 Millionen US-Dollar jährlich). Frankreich (im Schnitt 112 Millionen US-Dollar jährlich) und Italien (im Schnitt 43 Millionen US-Dollar jährlich).
Schweizer Geldgeber investieren zusätzlich 644 Millionen US-Dollar ausserhalb Europas. Die meisten Schweizer Gelder fliessen demnach in Windenergieprojekte.
Weitere Untersuchungen zeigen, wie teuer es für die Schweizer Bevölkerung werden könnte, das Netto-Null-Ziel im Pariser Klimaabkommen zu erreichen. Durch CO2-Steuern und Emissionshandel würden dadurch die Preise für fossile Energieträger sowie viele Güter steigen.
Die Umstellung würde einen durchschnittlichen Schweizer Haushalt jährlich 0,63 bis 0,75 Prozent seines Konsums kosten. Je nachdem, wie hoch die klimapolitischen Ambitionen im Ausland sind.
Am Forschungskonsortium waren Forschende der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich und Lausanne (ETH Zürich und EPFL) beteiligt. Dazu die Universitäten Genf und Bern, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.