Zurzeit quälen sich Grippe-Kranke oft nur für ein Zeugnis zum Arzt. Viele wählen aber längst einen anderen Weg und erledigen dies via Anruf.
Kranke Frau im Bett.
Zum Arzt für ein Zeugnis? Dieses kann auch nach Hause geschickt werden. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die meisten Schweizer Arbeitgeber verlangen nach drei Tagen Krankheit ein Arztzeugnis.
  • Dafür extra zum Arzt zu gehen, ist aber gar nicht zwingend nötig.
  • Hunderte Schweizer holen sich ihr Zeugnis via App und Anruf.
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In der Schweiz grassiert zurzeit die Grippe. Das führt bei den Hausärzten zu vollen Wartezimmern. Auch wenn der Gang zum Arzt aus medizinischen Gründen oft gar nicht nötig wäre. Denn die meisten Arbeitgeber verlangen nach drei Tagen Absenz ein Zeugnis.

Es geht aber auch anders: Via Medgate kann das Zeugnis sozusagen vom Bett aus online bestellt werden. Dazu genügt eine Terminreservation via Medgate-App oder ein Anruf beim telemedizinischen Zentrum.

Frau bei Medgate.
90 Ärzte geben bei Medgate via Telefon medizinische Auskunft. - Keystone

Nach einem Gespräch beurteilt einer der 90 Medgate-Ärzte, ob der Patient ein Zeugnis erhält. Dieses kann auf drei Tage ausgestellt und gegebenenfalls einmalig verlängert werden, erklärt Cédric Berset. Er ist Direktor Marketing und Kommunikation bei Medgate. Es wird dem Patienten via E-Mail nach Hause oder auf seinen Wunsch direkt zum Arbeitgeber geschickt.

Zirka 100 Zeugnisse stellt Medgate auf diese Weise pro Woche aus. Zurzeit ist die Anzahl wegen der Grippesaison sogar höher. Die Patienten zahlen dafür nicht extra.

Schummeln einfach gemacht?

Bequem von zu Hause aus ein Zeugnis zugeschickt bekommen – kann dieses Vorgehen nicht zu Schummeleien führen? «Wir verfolgen klare Richtlinien bei der Ausstellung von Arztzeugnissen, haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht und keinen erhöhten Missbrauch festgestellt», beteuert Berset.

Es mache beispielsweise bei ansteckenden Krankheiten auch keinen Sinn, Patienten nur für die Bescheinigung der Arbeitsunfähigkeit in eine Praxis zu schicken. Dort könnten sie dann andere Patienten anstecken.

Patientin bei einem Arzt.
Können Frauen wegen starker Menstruationsbeschwerden nicht zur Arbeit, empfehlen Schweizer Gewerkschaften ein ärztliches Attest zu holen. - Keystone

Arbeitgeberverband positiv gestimmt

Der Arbeitgeberverband sieht in dieser Form der Zeugnis-Beschaffung kein Problem. Mache jemand gerne blau, seien kaum das Arztzeugnis oder dessen Form ausschlaggebend, sagt Fredy Greuter, Ressortleiter Kommunikation beim Arbeitgeberverband.

Wichtig sei, dass der Informationsfluss zwischen Arbeitgeber- und nehmer gewährleistet sei. Der Arbeitgeber müsse rasch wissen, wie lange die kranke Person wegbleibe, so Greuter.

Spareffekt ist klein

Weil mit diesem Vorgehen Arzt-Konsultationen vermieden werden können, ist es in den Augen des Krankenversicherungs-Verbands Santésuisse «eine gute Entwicklung», erklärt Mediensprecher Christophe Kaempf. Wichtig sei jedoch, dass die Zeugnisse sorgfältig ausgestellt würden. «Damit kein Missbrauch betrieben wird».

Der Spareffekt, der damit bei den Gesundheitskosten erzielt werden könne, sei aber nur klein, sagt Kaempf.

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