Frau heiratete Thurgauer Pädo-Täter im Knast

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Frauenfeld,

Eine Frau heiratet einen Sexualstraftäter im Knast. Die Anziehung zu Schwerkriminellen ist vor allem unter Frauen verbreitet.

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Ein verurteilter Sexualstraftäter findet im Gefängnis eine neue Frau und heiratet sie. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Pädophiler findet im Knast seine neue Liebe und heiratet die Frau.
  • Die Anziehung zu Schwerkriminellen trotz deren Taten heisst Hybristophilie.
  • Davon betroffen sind laut einem Psychologen vor allem Frauen.

Mindestens sieben Kinder und acht Frauen hat ein 39-Jähriger im Kanton Thurgau teils unter Drogen gesetzt und misshandelt. Vor Gericht beschreibt er seine Beziehung zu seinen Kindern und seiner Ex-Frau – und spricht über seine neue Liebe. Darüber berichtet der «Blick».

Zur Familie habe er keinen Kontakt, sagt der Mann im Bezirksgericht Frauenfeld. Er schreibe ihnen zwar Briefe und schicke Geld, erhalte aber nie eine Antwort. Die Kinder und seine Ex-Frau sollen ebenfalls Opfer von ihm geworden sein.

Dafür ist der 39-Jährige mittlerweile verheiratet – mit einer Frau, die von den Sexualstraftaten weiss. Bereits vor dem Prozess war die Frau mit der Familie befreundet. Als der Mann dann im Gefängnis sass, schrieb sie ihm, telefoniert mit ihm und besuchte ihn.

Hybristophilie nennen Fachleute die Zuneigung zu Straftätern, sagt Jérôme Endrass. Für Personen mit Hybristophilie gehe von Gewaltverbrechern eine Attraktivität aus, erklärt der Professor für Forensische Psychologie von der Universität Konstanz. Als Beispiel nennt er Ted Bundy: Der US-Amerikaner hatte Dutzende 30 Frauen vergewaltigt und ermordet, dennoch war er sehr begehrt.

Partnerinnen leisten Beitrag für Gesellschaft

Oft sind es Frauen, die von Hybristophilie betroffen seien. Eine Person, die etwas Aggressives, aber auch einen weichen Kern habe, sei attraktiv. Einerseits gehe es darum, den Kern zu knacken, andererseits darum, die gewalttätige Person zu «bändigen».

Der Verbrecher habe zwar schlimme Dinge getan, würde der Partnerin aber nie etwas antun und sei lieb. «Das macht die Beziehung so attraktiv», sagt Endrass zum «Blick».

Der Psychologe erzählt von einem Gespräch mit einem Gefängniswärter. Dieser habe ihm erzählt, dass es für einige einfacher sei, im Gefängnis eine Freundin zu finden als draussen.

Könntest du dir eine Beziehung mit einem Verbrecher vorstellen?

Eine Beziehung könne für Verbrecher ein Wendepunkt sei, sagt Endrass, es sei kriminologisch bewiesen. Die Partnerinnen würden einen grossen Beitrag für die Gesellschaft leisten. «Sie sorgen im Endeffekt dafür, dass Straftäter aufhören, Verbrechen zu begehen.»

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