Koma

Food-Koma droht: Zürcher Schulkinder essen zu üppig

Bettina Zanni
Bettina Zanni

Zürich,

Älplermagronen und «Ghackets mit Hörnli» zählen in Tagesschulen zu den Klassikern. Die Mittagsmenüs einer italienischen Schule stellen das Angebot infrage.

Schule
Schulen stehen wegen zu üppiger Menüs in der Kritik. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zürcher Schulvorsteher Filippo Leutenegger vermisst «einfache» Schul-Menüs wie in Rom.
  • Pizza, Pasta und Paniertes sind laut einem Anbieter in Schweizer Schulen am beliebtesten.
  • Eine Ernährungsberaterin stellt den Mahlzeiten ein schlechtes Zeugnis aus.

Skihütten-Kost wartet am ersten Mittag nach dem Schulstart auf die Primarschülerinnen- und -schüler. Auf dem Menüplan der Zürcher Tagesschule Scherr stehen an diesem heissen Montag «Älpler Makkaroni».

Eher üppig fällt auch das Mittagesmenü der Schule Freilager an diesem Montag aus. «Tortelloni 4 Formaggi» mit italienischem Gemüse bietet die Schule an.

Beliebt auf den Menüplänen der ersten Schulwoche sind in Zürcher Tagesschulen auch «Ghackets mit Hörnli» oder Hot Dogs.

«Nicht so üppig wie in Stadtzürcher Schulen»

Der Zürcher Schulvorsteher Filippo Leutenegger wird schon beim Blick auf die Karten satt. Der 72-Jährige besuchte bis 1964 die Schweizerschule in Rom.

Dort seien die Mahlzeiten sehr einfach gewesen, sagt er zur NZZ. «Nicht so üppig wie in Stadtzürcher Tagesschulen.»

Sind die Menüs in den Schulen zu üppig?

Leutenegger ist der Meinung, dass wir es mit der Fürsorge «manchmal übertreiben». Auf Anfrage will er seine Aussage nicht weiter ausführen.

Menükarte in Rom

Die Redaktion hat deshalb einen Blick auf die Sommermenü-Karte der Schweizer Schule Rom geworfen. Serviert wird Pasta mit leichten Saucen wie Pesto, Erbsen oder Thon und Oliven.

Natürlich fehlen an der Schule in Italien auch Pizza Margherita, Ravioli und Lasagne nicht. Dazwischen gibt es Reisgerichte und Couscous.

Ernährungsberaterin Moana Werschler informiert auf Instagram alias «Miss Broccoli» regelmässig über gesunde Ernährung für Kinder.

Vielen Schulmensen stellt sie kein gutes Zeugnis aus. «Oft sind die Menüs nicht ausgewogen», sagt sie. Zum Beispiel enthielten diese zu wenig Gemüse und zu viele leere Kohlenhydrate.

«Menüs dürfen gerne mediterraner sein»

Viele Schulen beziehen das Essen von Caterings, die auch Altersheime beliefern. Die angebotenen Menüs bezeichnet Werschler teilweise als «nicht kindgerecht».

«Oft werden Aufläufe, Suppen oder abgehobene Gerichte angeboten», sagt Werschler. Dazu zählt sie «Poulet Julienne», «Karotten glasiert» und «Fisch im Bierteigmantel». «Menüs, die Kinder nicht mögen, nicht kennen oder die man viel einfacher gestalten könnte.»

Werschler vermisst leichtere und ausgewogenere Gerichte auf den Menüplänen. «Die Menüs dürften gerne mediterraner, also weniger schwer, farbiger und moderner sein.»

Tofu, Hülsenfrüchte und Erbsen seien eine gute Alternative zu immer nur Fleischkäse, Wurst oder Chicken Nuggets. «Und statt Pommes Frites geht es auch mit Ofenkartoffeln.»

Fittere Schülerinnen und Schüler

Begrüssen würde die Ernährungsberaterin auch mehr Vollkorn- statt Weissmehlprodukte. Wichtig sei auch, den Kindern genügend Rohkost anzubieten. «Stellt man Dipp-Gemüse hin, nehmen viele gerne davon, Salat hingegen wird oft ausgelassen, somit fehlt Gemüse total.»

Schule
«Oft sind die Menüs nicht ausgewogen», sagt Ernährungsberaterin Moana Werschler. - zVg.

Nach einem ausgewogeneren Mittagessen sind die Schülerinnen laut der Ernährungsberaterin am Nachmittag auch fitter.

«Essen sie dagegen nur Rindsschmorbraten an Rahmsauce und Butternüdeli oder allenfalls Nudeln mit Käse, fallen sie viel schneller ins Food-Koma.» Ballaststoffe und teilweise Proteine fehlten.

«Unsere Menüs sind vollwertig und gesund»

Der Verpflegungsanbieter Menu and More beliefert viele Schulen in der Deutschschweiz, darunter auch die meisten Stadtzürcher Schulen.

Das Sortiment umfasst über 600 verschiedene Menükomponenten. «Diese werden je nach Schule sehr unterschiedlich nachgefragt», sagt Mediensprecherin Yvonne Schenker.

Beliebt seien die «bekannten ‹5 P›», die alle Kinder liebten. Sie nennt Pizza, Pasta, Paniertes, Poulet und Pommes. «Sehr gut nachgefragt sind auf jeden Fall die Klassiker.»

Damit meint sie Ghackets mit Hörnli, Panzerotti, Pasta mit Tomatensauce, Vegi-Burger oder diverse Curries.

Als «üppig» sieht Menu and more seine Mahlzeiten nicht. «Wenn wir von ‹üppig› oder ‹reichhaltig› sprechen, verstehen wir darunter eine grosse Auswahl», sagt Schenker. Dabei handle es sich aber nicht um schwere oder überladene Mahlzeiten. «Unsere Menüs sind reichhaltig im Sinne von vollwertig und gesund.»

«Es ist unsere Mitverantwortung, dass die Kinder mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt sind», sagt Schenker. «Und voller Energie durch den Schultag gehen können.»

Kommentare

User #4080 (nicht angemeldet)

Die haben Hunger in der Schule zu Hause werden sie wohl vegan ernährt

User #4514 (nicht angemeldet)

wo liegt das Problem - sollen alle vegis werden gehts noch?

Weiterlesen

Kinder Essen Handy Tablet
216 Interaktionen
Expertinnen warnen
teaser
113 Interaktionen
In Zürich
Fleisch
953 Interaktionen
Weniger Fleisch

MEHR KOMA

armee schweiz
78 Interaktionen
Hitzevorfall in RS
Filippo Baroncini Polen-Rundfahrt
Polen-Rundfahrt
goodbye Deutschland
17 Interaktionen
Hilferuf
koma schlafender prinz
Wachkoma

MEHR AUS STADT ZüRICH

Leandro Riedi US Open
2 Interaktionen
An US Open
Tram Affoltern
1 Interaktionen
Politik
Gericht
Wegen Diebstahls