Die Autorin und Feministin Isabel Rohner spricht im Interview mit Nau.ch über den Frauenstreik, die Geschlechterquote und ihr neues Buch.
Das ganze Interview mit der Schweizer Autorin Isabel Rohner. - Nau.ch/Aydemir Hüseyin
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Isabel Rohner ist eine international bekannte Autorin und Feministin.
  • Vor kurzem veröffentlichte sie das Buch «50 Jahre Frauenstimmrecht».
  • Schon jung erkannte die Autorin, dass Männer und Frauen nicht gleich behandelt werden.

«Feministin sein, heisst überzeugt sein, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind.» Das sagt die Autorin und Feministin Isabel Rohner im Interview mit Nau.ch.

Rohner ist überzeugt, dass Männer und Frauen gleichberechtigt wären, deswegen ist sie Feministin. Diese Überzeugung hat die 42-Jährige schon seit ihrer Geburt. Doch schon im Kindesalter erkannte sie schnell, dass nicht alle diese Überzeugung teilen.

Frauenstimmrecht im Kanton Appenzell

So pflegten einige Personen einen anderen Umgang mit dem damals kleinen Mädchen als mit ihren älteren Brüdern. Besonders ist ihr die Ungleichheit der Geschlechter im Kampf um das kantonale Frauenstimmrecht im Kanton Appenzell aufgefallen.

Isabel Rohner
Isabel Rohner posiert für Nau.ch. - Nau.ch/Aydemir Hüseyin

Die damals 10-jährige Rohner war schockiert, wie die Medien die Schweizer Frauenrechtsaktivistin Theresa Rohner und die Frauen im Allgemeinen darstellten. Fragen wie «Können Frauen politisch mitbestimmen?» oder «Sollen Frauen das überhaupt können?» waren in den Zeitungen zu lesen.

Schweiz ist in «Aufbruchsstimmung»

«Noch heute ist die Schweiz frauenpolitisch gesehen ein Entwicklungsland», führt Rohner aus. Denn Care-Arbeiten würden auch heute vor allem von Frauen durchgeführt. Der Anteil der Frauen in Geschäftsführung sei immer noch zu tief und unser Steuersystem brauche eine Überarbeitung.

Isabel Rohner
Isabel Rohner ist optimistisch. - Nau.ch/Aydemir Hüseyin

All diese Aspekte seien auf die zu späte Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz zurückzuführen, so Rohner. Trotzdem sei die Schweiz momentan in «Aufbruchsstimmung», was auch international wahrgenommen werde.

Der Frauenstreik ist aktuell die grösste feministische Bewegung in der Schweiz. Isabel Rohner findet die Bewegung «super» und ist stolz darauf, dass junge wie auch alte Frauen ihr Gesicht zeigen und für ihre Rechte auf die Strasse gehen.

Frauenstreik
Der Frauenstreik in Lausanne. - Keystone

Die ersten positiven Auswirkungen des Streiks sei sogar bereits eingetroffen. Bei den Nationalratswahlen ist der Anteil an Frauen um ganze 10 Zähler auf 42 Prozent gestiegen. Hier könnte sich beispielsweise Deutschland ein Vorbild nehmen, so die Autorin von «50 Jahre Frauenstimmrecht». Das Thema müsse aber konstant weiter angegangen werden, um eine tatsächliche Veränderung zu schaffen.

Isabel Rohner ist dabei gegen die Geschlechterquote, vor allem gegen die Männerquote. Sie fährt fort: «Es nervt mich, dass die guten Jobs alle in den Händen von Männern sind.»

Männer im Feminismus

Auf die Frage, wie man mehr Männer für feministische Aktionen motivieren kann, antwortet Rohner, dass Männer sich selbst in den Prozess integrieren müssten. «Können Männer nicht von sich aus sagen: ‹Wir unterstützen das, weil wir sehen, dass dies ein wichtiges Ziel und wichtig für unsere Gesellschaft ist.›?», fragt die St. Gallerin.

Laut Rohner ist der Feminismus eine Sichtweise auf die Welt. Dies verlange, mit beiden Augen zu schauen, nicht nur mit dem einen, das sich an das «Patriarchat» gewöhnt habe.

Um heutzutage eine Feministin zu sein, brauche man viel Humor und ein gutes Mass an Optimismus, sonst wäre es nicht ertragbar, scherzt Rohner zum Schluss.

Zur Person: Isabel Rohner ist Autorin («50 Jahre Frauenstimmrecht»), Feministin und macht gemeinsam mit der Politphilosophin Regula Stämpfli den Podcast «Die Podcastin - der feministische Wochenrückblick».

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

FrauenstreikFeminismusJobs